das TSCHOFEN
Stellung in der Stadt
Das „Tschofen“-Haus mitten im Zentrum von Bludenz ist nicht zuletzt durch das monumentale Wandgemälde von 1937 eine Besonderheit. An der Kreuzung der Rathausgasse mit der Werdenbergerstraße, direkt gegenüber dem alten Rathaus und dem Nepomukbrunnen gelegen, nimmt das Gebäude aufgrund seiner besonderen Eckposition eine markante innerstädtische Stellung ein und bildet einen wichtigen Bestandteil im mittelalterlichen Erscheinungsbild der Bludenzer Altstadt. Seine barocken Stuben in den Obergeschossen mit den Stuckatur-Arbeiten und den Deckenmedaillons sind ein seltenes Beispiel bürgerlicher Wohnkultur des 18.JH. und macht das, unter Denkmalschutz stehende Gebäude zu einem selbstbewussten Zeugen städtischen Bürgerstolzes. Nachdem in dem Gebäude anfänglich Eisenwaren (Flaschnerei-Gewerbe) gehandelt wurden, war es die letzten 80 Jahre für seine Geschirr- und Tischkultur bekannt. Die historische Gebäudestruktur, deren Grundmauern bis in die Spätgotik des 15. Jahrhunderts zurückreichen, wurde durch das Atelier Ender einer grundlegenden Revitalisierung zugeführt und steht heute als Hotel, Restaurant und Bar einem breiten Publikum offen.
Gebäuderevitalisierung
Große Herausforderungen bei Umnutzungen historischer Gebäude besteht im nachträglichen Einbau notwendiger Infrastruktur wie Lüftung, Heizung und Wasserversorgung. Die Bestandsstruktur wies nur eine Sanitäreinheit im Innenhofbereich auf. Für die Nutzung als Hotel mussten Nasszellen in allen Zimmern und Geschoßen integriert werden. Die vorgefundene Raumaufteilung wurde im Wesentlichen beibehalten und nur durch Nasszellen ergänzt. Bauliche Adaptionen aus vergangenen Jahrzehnten wurden entfernt, um charmanten, denkmalgeschützten Elemente Raum zu geben. Herausfordernd war die Umsetzung einer attraktiven, inneren Erschließung der Stockwerke, da früher die Geschosse durch unterschiedliche Treppen verbunden waren. Das neue Stiegenhaus, mit seinem großzügigen Treppenauge erscheint nun in seiner Lage und Gestaltung wie selbstverständlich und ist dem Charakter des Bürgerhauses angemessen. Um dem Platzbedarf eines Restaurant- und Hotelbetriebs mit 12 Zimmern und einem Saunabereich gerecht zu werden, wurden beim Umbau zwei Geschosse des östlichen Nachbargebäudes „Eberle-Haus“ in das Tschofen integriert.
Materialisierung im geschichtlichen Kontext
In der Materialisierung und Farbwahl wurden Anleihen an der Geschichte des Hauses genommen. Roher Schwarzstahl als Reminiszenz an die Anfänge der Firma Tschofen als Eisenwarenhandel kommen in der Einrichtung der Zimmer und des Restaurants vor. Gebeiztes Messing umrahmt die neuen großen Portale des Erdgeschosses, welche das Haus zum Nepomukbrunnen und zur Stadt hin öffnen. Massives Messing kommt auch bei der eigens für dieses Projekt entworfenen Leuchten- Kollektion zu Einsatz. Im Wesentlichen bestimmen dunkle Fischgrät-Eichenböden, zarte Grautöne und weiße, mit Ölfarbe gestrichene Türen und Einfassungen die Atmosphäre der Räume – auf Farben wurde bewusst verzichtet. Lediglich beim Herzstück des Restaurants, an der zentral gelegenen Bar kommt in Form von handgemachtem, glänzend grün glasiertem Porzellan Farbe zum Einsatz und erweist dem alten „Tscherpa-Tschofa“ dort nun seine Ehre.
Kunst am Bau
Das Tschofen steht für kollektiven Genuss, Verbundenheit zur Region und deren Menschen. Struktur und Programm wurden als offenes Haus für Kunst, Genuss und Kultur entwickelt. So fanden schon in der Umsetzungsphase Ausstellungen, Vernissagen und die Kulturnacht statt. Außerdem wurde ein großzügiges Budget für eine künstlerische Bespielung aller Räume durch Künstlerin Ruth Gschwendtner-Wölfle bereitgestellt.
Bauherr/in: das Tschofen lmmoblienverwaltung GmbH & CoKG - Sandro Preite
Architektur: ATELIER ENDER I ARCHITEKTUR OG
Fotografie: Hanno Mackowitz
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