Wohnanlage Wiesenweg
Wolfurt eine der attraktivsten Orte des Vorarlberger Rheintals – eingebettet zwischen der Landeshauptstadt Bregenz und Dornbirn, der größten Stadt des Landes. Fast urbane Dichte wechselt mit grünen Räumen und dörflichen Strukturen. Auf dem von uns erworbenen Grundstück befand sich eine in den 50er Jahren erbaute Knöppelei-Fabrik – mit einer ausdruckstarken, rudimentär mit Bretterschalung betonierten Fassade und einem markanten ziegelgedeckten Satteldach. Wir fassten den Entschluss, das schon seit Jahrzehnten leerstehende Gebäude erneut einer Nutzung zuzuführen – dieses als Wohnbau zu aktivieren und damit in die Dorfstruktur rückzuführen.
Welche primären Ziele liegen dem Entwurf zugrunde? Wie werden sie sichtbar?
Die Intention war es, den industriellen Charakter des Bestandbaus zu beizubehalten. Es war wichtig, das bestehende großzügige Stiegenhaus, die hohen Räume und die massive weitgespannte Tragstruktur sichtbar erhalten zu können. Die Dämmung der Bestandswände erfolgte deshalb außen. Die neue Fassade wurde wieder als Betonfassade mit Bretterschalung ausgeführt. Die Dimensionierung und Sprossenteilung der Ursprungsfenster wurden übernommen. Durch die Ergänzung von zweigeschossigen Gauben, konnten in den Dachgeschosswohnungen zusätzlich ein einzigartiges Wohngefühl erreichen. Die Außenwände der Dachgauben wurden ebenfalls in Sichtbeton ausgeführt und bilden dadurch eine Einheit mit dem Gebäudebestand. Großzügige bis ins Dach offene Räume wechseln mit Gauben-Bereichen ab. Neben das Bestandsgebäude wurde ein viergeschossiger Neubau mit Flachdach gesetzt, in derselben Fassadensprache. Insgesamt entstehen 35 neue Wohnungen, unterirdisch durch eine gemeinsame Tiefgarage verbunden, welche über eine im Gebäude integrierte Zufahrt erschlossen wird. Dieses rechtwinklig zueinanderstehende Zweigespann wir ergänzt durch die ehemalige Fabrikanten-Villa, deren Charme durch eine Sanierung erhalten bleiben soll.
Inwiefern ermöglicht das Projekt seinen Bewohner:innen eine hohe Wohnqualität?
Die Charakteristik des Bestandes bleibt spürbar und wird durch hochwertige Materialien im Innenraum ergänzt. Aktuelle technische Standards im Wohnbau werden erfüllt, durch die Ausformulierung der Gauben wird eine besondere Raumsituation geschaffen. Loggien und großzügige Terrassen, die in die umliegende Grünfläche ragen, integrieren den Außenbereich – viel Licht, Luft und Sonne, Naturraum und Dorfstruktur.
Inwiefern reagiert das Projekt auf die gesellschaftlichen Herausforderungen?
Mit der Errichtung der Wohnanlage wird dem Wunsch nach qualitätsvollem, offenem und gestaltbarem Wohnen und nach der Einbindung in ein grünes Umfeld nachgegangen. Gesellschaftlich relevante Themen wie die Nutzung von Bestandbauten, deren Erhaltung und Aktivierung, der Nachverdichtung und ressourcenschonender Bauweise werden im 2/2 Projekt Wiesenweg umgesetzt. Ein Stück Geschichte wird erhalten und in neuer Form weitergetragen.
Welche bau- oder haustechnischen Besonderheiten weist das Projekt auf?
Um den statischen Anforderungen gerecht zu werden, musste das komplette Bestandsgebäude aufwendig nachpilotiert und unterfangen werden. Die zweischalige Fassade und die Weiterführung der Sichtbetonfassade über die zweigeschossigen Gauben mit den dazu quergespannten Massivholzdecken, stellte planerisch, bautechnisch, bauphysikalisch und gestalterisch eine besondere Herausforderung an die Detaillösungen dar. Die Heizung erfolgt mittels Erdwärmepumpe mit belegten Pfählen und tiefen Bohrungen. Zusätzlich gibt es eine PV-Anlage auf dem Flachdach des Neubaus.
Wie wirkt sich das Projekt auf sein städtebauliches Umfeld aus?
Die Wohnanlage Wiesenweg liegt an einer Wohnstraße, welche durch das Wolfurter Ried führt. Dieses grenzt an die Bahnstrecke, welche ein Industriegebiet einschließt. Die Umgebung der Wohnanlage ist geprägt von Ein- und Mehrfamilienhäusern. Unmittelbar angrenzend befindet sich eine ehemalige Gardinenfabrik, über der Straße ist eine Kinderspielgruppe untergebracht, am Beginn der Straße liegt ein Spielplatz. Die Struktur ist dörflich, erhebt sich nach Osten hin hügelig. Zusätzliches Wohnungsangebot wird geschaffen, die bestehende Dichte erhöht und das Dorfgefüge gestärkt.
Bauherr/in: raumvier projektentwicklung
Architektur: Baumschlager Hutter Partners
Fotografie: Albrecht Immanuel Schnabel
WEITERE INTERESSANTE EINREICHUNGEN