Wallfahrtskirche Maria Bildstein
Drei Aspekte bestimmen den Entwurf für den neuen Innenraum der Wallfahrtskirche. Schaffung eines hellen und weiten Innenraumes – als Pendant zum offenen Außenraum – mit differenzierten Nutzungsmöglichkeiten. Das Gnadenbild soll seinen wichtigen Stellenwert zeigen können und wird deshalb ins Zentrum der Apsis verlegt. Der Weg und der Rosenkranz werden als Mittelpunkt der Wallfahrt gestalterisch thematisiert und erfahrbar gestaltet. Kirchlich wichtige Figuren erhalten innerhalb des Kirchenraumes neue wertschätzende Positionen (Pieta, Kreuz und Marienfigur) und setzen somit neue Beziehungen. Die liturgischen Mobiliare sind neu und einheitlich gestaltet, um sich stimmig in das Gesamtkonzept einfügen zu können. Die Raumschale wird begradigt, sprich die rezenten Wandgliederungen werden entfernt. Im vorderen und hinteren Bereich des Schiffes werden einige Sitzreihen herausgenommen. Einerseits um mehr Raum für den, nun vorgerückten Zelebrationsaltar zu schaffen, andererseits um im Eingangsbereich für Wallfahrtsgruppen einen freieren Raum zu erhalten. Die Vorrückung des Altares schafft eine neue Nähe von Zelebranten und TeilnehmerInnen der Liturgie. Damit entsteht auch im Chorraum ein neuer eigener Bereich für liturgische Feiern in kleineren Gruppen mit flexibler Bestuhlung. Die Stufenfolge zur Apsis wird gestreckt, so ist der Weg zum Gnadenskulptur eröffnet und als Teil der Wallfahrt erlebbar. Der neue Bodenbelag – schwarzer Kalkstein mit weißer Maserung aus Spanien (Negro Marquina) schafft eine einheitliche Fläche vom Eingang bis in den Chorraum und ist von den Außenwänden durch eine Schattenfuge getrennt. Die Mobiliare sind aus demselben Kalkstein massiv gearbeitet und durch Messing-Bronzeteile erweitert. So entsteht eine einheitliche Bewegung. Die Wände erhalten einen neuen naturbelassenen Kalkanstrich.
Kunst am Bau
Die Gnadenskulptur bildet das Zentrum der Kirche am Ort des ehemaligen Hochaltars. Die Form der Fassung erinnert an die Wegstationen auf den unterschiedlichen Wallfahrtswegen zu Maria Bildstein, die Rosenkranzgesetze rufen die Geheimnisse des Glaubens in Erinnerung. Das Ultramarin eröffnet einen himmlischen Raum. Das Mobiliar für das Gnadenbild ist auch als Tabernakel ausgebildet, das Allerheiligste kann ausgesetzt und angebetet werden. Der Weg vom Eingang zum Altar ist mit einer Bodenintarsie ausgelegt. WORTE ist hier zu lesen. Aber auch: ORTE oder vom Altar ausgesehen: MORTE. Das große W bzw. M verbindet – als marianisches M – das Hauptschiff mit dem Altarbereich. In den seitlichen Konchen werden bestickte Stofffahnen situiert, sie sind als Festtagstücher gestaltet und werden an besonderen Feiertagen oder im Marienmonat Mai vor die Seitenaltäre gehängt. In der südlichen Konche entsteht durch den neuen Taufstein ein eigener Taufbezirk, mit dem Gesetzchen über Johannes den Täufer wird auch der Bezug zu den biblischen Orten – Jordan – hergestellt. Wie ein Buch lässt sich das Becken öffnen. Die Fahne spricht hier von biblischen Orten und Wallfahrtsorten, Orten der Begegnung zwischen Gott und den Menschen und den Menschen untereinander. Das Wort AMEN korrespondiert mit dem JA in der nördlichen Konche, es ist das JA der Menschen zu Gott und das JA Gottes zu den Menschen ausgesprochen. Das Ja ist in über 40 Sprachen zu lesen. Die verschiedenen Sprachen verweisen auf die Vielstimmigkeit der Gläubigen und Pilger, sprechen auch vom Pfingstwunder des gegenseitigen Verstehens. Gerade in Zeiten von großen Migrationsströmen eine zentrale Botschaft, wir sind alle Pilger, unterwegs. Die Anordnung nimmt den Rhythmus des Rosenkranzes auf. Das JA und das AMEN sind als Bild und als Text zu sehen. Sprachliche Experimente und mehrfaches Erscheinen desselben sind Merkmale des Barock. Geheimnisse des Rosenkranzes sind in die Metallflächen bzw. den Stein der Mobiliare eingraviert bzw. eingelegt (Ambo, Taufbecken, Altar, Pieta, Gnadenskulptur) und sprechen von zentralen Themen des Glaubens.
Materialisierungskonzept
Ausgehend von der in massiver Bauweise errichteten Kirche und den darin vorgefundenen Einrichtungsgegenstände leitet sich folgendes Materialisierungskonzept ab:
Stein
Die Bodenflächen des Kirchraumes und die Treppenanlagen in die Empore wurden durchgängig mit matt geschliffenen, großformatigen rechteckigen Kalksteinplatten schachbrettartig verlegt. Dieser schwarz geölte Kalkstein mit weißer Maserung aus Spanien (Negro Marquina) schafft eine einheitliche durchgehende Fläche vom Eingang bis in den Chorraum und ist von den Außenwänden durch eine Schattenfuge getrennt verlegt.
Holz
Unter den renovierten Eichenkirchenbänken wurde ein massiv geölter Eichendielenboden verlegt. Diverse Möbel sind ebenfalls in massiver Eiche geölt ausgeführt.
Bronze
Div. Einlegeteile in den Stein, Schriftzüge, Kerzenständer, Teile des Vortragskreuzes, Amboauflage, Taufbeckendeckel sowie Teile des Gnadenbildes und der Pieta wurden in Bronze gefertigt. Die Buchstaben in den Bronzeflächen wurden durch eine geölte Oberflächenbehandlung von der Patina geschützt, und bleiben somit für den Betrachter lesbar.
Bauherr: Pfarrer Mag. Paul Burtscher
Architektur: ArchitekturBüro Dipl. Ing. Christian Lenz ZT GmbH
Fotografie: Adolf Bereuter
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