Vetterhaus
Projektbeschreibung
Das erste Treffen mit den Baudamen Lisi und Traudi Vetter fand in ihrem damaligen Zuhause – dem „alten Vetterhof“ mitten im Lustenauer Siedlungsgebiet an der Rheinstraße statt. Ihr Bruder Hubert Vetter hatte Mitte der 80er Jahre den Betrieb ins Alberried Richtung Dornbirn verlegt, da die Platz- und Arbeitsverhältnisse für eine Landwirtschaft mitten im Siedlungsgebiet immer schwieriger wurden. Die beiden jüngeren Schwestern blieben mit dem Vater im alten Hof, pflegten ihn als gelernte Krankenschwestern dort und blieben sie auch nach dessen Tod gemeinsam dort wohnen. Die privaten wie auch beruflichen Erfahrungen zum Thema Altern und Pflege haben die beiden viele Jahre beschäftigt, bis sie schließlich für sich den Entschluss gefasst haben, dass sie selbst nicht im verwinkelten, alten Hof mit erhöhtem Erdgeschoss und mehreren Ebenen alt werden wollen und gesundheitlich auch können. Die ehemaligen landwirtschaftlichen Grünflächen waren bereits unter den Geschwistern aufgeteilt, einige davon inzwischen bebaut. Eine noch freie, größere und zusammenhängende Streuobstwiese ermöglichte den Schwestern den Entschluss dort noch einmal neu „fürs Alter“ zu bauen. Die Fläche war bereits parzelliert und erschlossen, die Grundstücke allesamt im Familienbesitz. Den Startpunkt für die gemeinsame Planung mit der Architektin bildete deshalb ein Blick über die auserwählte Grundstücksparzelle hinaus. Die Architektin entwickelte eine Idee, wie der jetzige Neubau mit der Zeit erweitert und ergänzt werden könnte, wie die Erschließung funktionieren könnte und so eine kleine, dichte, private Siedlung entstehen würde.
Zukunftsmusik. Dennoch wurden die Überlegungen in der größeren Familie diskutiert und stießen ringsherum auf Wohlgefallen. So fiel es leichter, den ersten Baustein einer zukünftigen Siedlung zu setzen als einfach nur ein Einfamilienhaus auf grüner Wiese zu bauen. Denn das Bewusstsein der Baudamen für Ökologie und Nachhaltigkeit ist sehr groß. Flächenverbrauch kritisch zu hinterfragen war für sie ebenso selbstverständlich, wie der Einsatz ökologischer Baustoffe und eines nachhaltigen Energiekonzeptes.
Die Antwort der Architektin war darauf ein Holzständerbau in Schnittholz, dessen Achsmaß eben auch weiteren Bauetappen zugrunde liegen kann. Dem Wunsch nach Barrierefreiheit und der Möglichkeiten zur ebenerdigen Pflege mit qualitätsvollen Bezügen zum Außenraum wurde durch eine U-förmige Bebauung mit Innenhof entsprochen. Ein Flügel davon bildet straßenseitig Garage, Abstellraum und Stellplätze auch schon für zukünftige Bebauungen der Grundstücke Richtung Süden, sodass die Siedlung autofrei gestaltet werden kann.
Ein großer Wunsch waren zudem geneigte Dächer als Witterungsschutz sowohl für das Gebäude als auch für Sitzplätze im Außenraum. Der Baukörper ist auf allen Seiten der U-Form auf zwei Vollgeschoße plus gut nutzbarem Dachgeschoß erweiterbar und statisch darauf ausgelegt. Die jetzige Wohneinheit ist in zwei Einheiten trennbar.
Entstanden ist durch diese selbst auferlegte Prämisse der Zukunftsfähigkeit gepaart mit klaren Vorstellungen der lebenserfahrenen Baudamen ein eigenwilliges, persönliches Bauwerk mit Ecken und Kanten. Mit durchaus herausfordernden Detaillösungen, die gemeinsam mit lokalen Handwerkern im gegenseitigen Respekt und mit Freude an der Arbeit gelöst wurden.
Statement Baudamen
Ende 2021 haben wir uns für den Neubau unseres Einfamilienhauses entschlossen, da für uns Barrierefreiheit immer mehr in den Mittelpunkt gerückt ist. Im Jänner 2023 haben wir uns mit unserer Architektin getroffen und ihr unsere Wünsche und Vorstellungen unterbreitet. Sie erstellte dann ein Gesamtkonzept für das gesamte Grundstück, das sich in Familienbesitz befindet, eine Art Zukunftsvision und dieses Konzept hat uns voll überzeugt. So begann dann die Detailplanung, bei der uns Folgendes sehr wichtig war: Barrierefreiheit, Holzbau, ökologische Bauweise von A bis Z, gutes Energiekonzept und Bauausführung durch heimische Unternehmen.
Julia Kick hat das als Architektin und Bauleiterin zu unserer vollsten Zufriedenheit umgesetzt und so entstand unser wunderbares Eigenheim, das uns sehr große Freude macht und viel Erleichterung gebracht hat. Seit wir hier wohnen, sagen wir jeden Tag: „Honds meor do schöo!" (Haben wir es hier schön!)
Bauherr/in: Fam. Vetter
Architektur: Julia Kick Architekten
Fotografie: Angela Lamprecht
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