Umbau Sanierung und Erweiterung Volksschule Röthis
Die Volksschule Röthis befindet sich auf einer Anhöhe im Dorfzentrum und steht in einigem Abstand, aber doch in Bezug zur Pfarrkirche und zum südseitig gelegenen Kindergarten. Das Gebäudeensemble setzt sich zusammen aus dem denkmalgeschützten Schulhaus aus dem Jahr 1908, der westseitigen Schulhauserweiterung aus den 1960er-Jahren sowie dem Verbindungsbau, der im Zuge des Sanierungs- und Umbauprojekts durch einen zeitgemäßen architektonischen Eingriff erweitert wurde. Im Rahmen dieses Projekts wurde das gesamte Schulgebäude hinsichtlich organisatorischer, pädagogischer und energetischer Ansprüche sowie baurechtlicher Vorschriften an heutige Erfordernisse adaptiert. Die drei Bauabschnitte, 1908 – 1966 – 2016, bleiben in ihrer architektonischen Ausformulierung ablesbar. Eine einheitliche Fassaden- und Farbgestaltung lässt die Volumina jedoch zu einem Gesamtgefüge verschmelzen, welches ein Zeugnis für über hundert Jahre Schulgeschichte darstellt.
Über den neu gestalteten Schulhof mit einer raumfassenden Sitzbank gelangt man zum südseitigen Haupteingang im Verbindungsbau aus den sechziger Jahren. Dieser wurde zum einen nach Norden und zum anderen um ein Geschoß in der Vertikalen erweitert und verbindet Ursprungsbau und Erweiterungsbau nunmehr auf beiden Ebenen. Der präzise eingefügte Baukörper übernimmt die bestehenden Gebäude- und Fassadenfluchten. Großzügig eingesetzte Glasflächen ermöglichen neue Durchblicke sowie Ausblicke ins Dorf mit den umliegenden Obstgärten. Durch den Einbau eines Liftes wird die barrierefreie Erschließung von fünf der insgesamt sieben vorhandenen Geschoß- und Zugangsebenen ermöglicht, die interne Erschließung funktioniert über die zwei bestehenden Treppenhäuser. Der Windfang führt direkt zur neuen Zentralgarderobe und mündet in die Aula, die um einen Bühnenraum ergänzt wurde und dadurch auch als Mehrzweck- und Unterrichtsraum fungiert. Im Obergeschoss wird die lichtdurchflutete Bibliothek mit der südseitig vorgelagerten Dachterrasse zum zentralen Treffpunkt, zur Erweiterung der Lernlandschaften oder zur Freiluftklasse.
Das denkmalgeschützte Schulhaus entspricht dem Typus eines Volksschulgebäudes, wie es in der k. u. k. Monarchie errichtet wurde. In seiner Außenerscheinung zeichnet es sich vor allem durch das noch in der ursprünglichen Gestaltung vorhandene Mansardwalmdach mit Dachhäuschen, Mittelrisalit mit geschwungenem Zwerchgiebel, Türmchen mit Zwiebelhaube und hochrechteckigen Fenstern aus. Diese historischen Elemente sowie die gegliederte Putzfassade wurden im Rahmen der sanften Sanierung konserviert. Die innere Raumstruktur konnte beibehalten werden und war prädestiniert für die Unterbringung des Raumprogramms im Sinne des „neuen Lehrens und Lernens“. Der Ursprungsbau beherbergt heute vier Stammklassen mit angrenzenden Gruppenräumen sowie zu Lernlandschaften umgestaltete Erschließungszonen. Die Fenster, die Türstöcke, einige alte Füllungstüren sowie die originale Treppe samt Geländer konnten erhalten werden.
Der Erweiterungsbau, ein schlichter Baukörper aus dem Jahr 1966, wurde generalsaniert. Entsprechend den thermischen Anforderungen wurden die Fassade wärmedämmend ausgeführt und die Fenster erneuert. Im Erdgeschoss sind der Bereich der Pädagog|innen sowie die Mittagsbetreuung mit angrenzendem Ruheraum untergebracht. Das Obergeschoss beherbergt weitere Unterrichtsräume und im Untergeschoss befindet sich der Turnsaal, welcher saniert und durch einen Treppenlift barrierefrei zugänglich gemacht wurde.
Durch Funktionsoptimierungen und die Reduktion von Nebenräumen konnten sowohl im Ursprungsbau als auch im Ergänzungsbau Gruppenräume und Lernlandschaften geschaffen werden. Alle Klassen öffnen sich mit Sichtfenstern zu den Lernlandschaften, sämtliche Türen sind verglast. Mit Ausnahme der historischen Türen im Ursprungsbau wurden Türrahmen und Fenster in Weißtanne ausgeführt. Die unterschiedlich materialisierten Fußböden konnten erhalten werden und wurden nach Bedarf weitergeführt. Als gestalterisches Element verbindet die drei Bauabschnitte das einheitliche Farbkonzept mit Weiß an Decken und Wänden und frischem Grün in den Lernlandschaften beziehungsweise Erschließungszonen. Im Zuge des Innenausbaus wurden die Raumakustik verbessert, die Sanitäranlagen erneuert sowie diverse sicherheitstechnische Mängel behoben.
Der gesamte Planungs- und Bauprozess wurde im Rahmen des Kommunalgebäudeausweises (KGA) energetisch und ökologisch begleitet. Für das Sanierungs- und Umbauprojekt der Volksschule Röthis konnte mit über 900 von 1000 KGA-Punkten die maximale Förderung erzielt werden.
Bauherr/in: Gemeinde Röthis
Architektur: architektur.terminal hackl und klammer
Fotografie: Barbara Bühler
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