Schule Schendlingen
Die neue Schule Schendlingen in Bregenz ist seitens der Auftraggeber und Pädagogen ein sehr ambitioniertes Projekt. Das Gebäude wurde als „Gemeinsame Schule“ mit breitem Altersspektrum für 6 bis 14-jährige Schüler sowie einer sehr offenen und flexiblen Raumstruktur konzipiert.
Das neue Schulgebäude bildet mit der bestehenden Sporthalle ein neues Ensemble im Bregenzer Stadtteil Vorkloster-Rieden. Das Gebiet hat aufgrund der monotonen Siedlungsstruktur (Wohnquartier) und der homogenen Nutzung einen starken Bedarf nach einer Akzentuierung oder Programmierung. Die neue Schule bildet als öffentliches Quartierszentrum einen neuen Schwerpunkt. Das Gebäude bietet mit seinen vielfältigen und sorgfältig gestalteten Innen- und Außenräumen einen multiplen Kern für die heterogene Nutzerschaft.
Die neue Schule muss vielfältige Anforderungen und Bedürfnisse erfüllen. Das klassische Schulhaus (Lernzeit) muss aufgrund des veränderten soziologischen Kontexts vermehrt Aufgaben des klassischen Wohnhauses (Freizeit) übernehmen. Die Vermittlung der PISA Schlüsselkompetenzen bzw. zeitgerechte Lehr- und Lernformen erfordern zudem Räume, die Parallelen zum modernen Büro aufweisen. Die neue Schule Schendlingen zeigt einen architektonischen bzw. räumlichen Ansatz im Umgang mit dieser hybriden Nutzung als Schul-Wohn-Bürohaus.
Der zweischalige Sichtbetonbau ist in einer flexiblen bzw. polyvalenten Raumstruktur organisiert und steht somit auch zukünftigen Entwicklungen offen. Das Gebäude zeigt eine prototypische Lösung für die duale Organisation der gemeinsamen Schule im Altersbereich der Volks- und Mittelschule. Die kompakte Organisation erlaubt eine dichte Situierung der Substrukturen mit vielfältigen Nachbarschaften. Die verschiedenen Innenhöfe bringen Tageslicht ins Gebäudeinnere und fördern durch die vielen Sichtachsen den erforderlichen Austausch zwischen den Departments. Durch die Möglichkeiten zum vertikalen/ altersübergreifenden Unterricht ergeben sich neue individuelle Entwicklungs- und Lernpotentiale für die Schüler. Die Aula bildet den zentralen Kern und Verteiler im Gebäude. Sämtliche Departments sind direkt an die Aula bzw. deren große Lufträume angebunden. Die gute Vernetzung und die kurzen Wege unterstützen die Pädagogen in ihrer Führung.
Besondere Sorgfalt wurde auf die Organisation der acht autonomen Cluster (Substruktur/ Kleinschulen) gelegt, da diese die Grundlage für die Umsetzung des innovativen pädagogischen Konzeptes bilden. Diese zeichnen sich insbesondere durch gute Tageslichtqualität, starke innen- und außenräumliche Beziehungen, einer guten räumlichen Definition und einer wohnlichen Atmosphäre aus.
Die wenigen Erschließungszonen sind großzügig dimensioniert (kurz und breit) und ebenfalls mit viel Tageslicht, Sicht- und Außenbeziehungen ausgestattet. Aufgrund der intelligenten Brandschutzplanung sind diese auch als Aufenthaltsflächen nutzbar. Der Anteil an multifunktionalem Raum („White Space“) ist dementsprechend sehr hoch.
Die Grundriss-Struktur zeigt eine diagrammatische und fließende Topologie. Diese erlaubt an den meisten Standorten Sichtbeziehungen durch das gesamte Gebäude. Durch eine „wandunabhängige“ Zonierung („Atmosphären“) wird dennoch eine notwendige erkennbare Definition bzw. räumlicher Halt erzeugt. Diese Atmosphären sind über differenzierte Lichtsituationen, unterschiedliche Materialisierung, verschiedene Texturierung, semitransparente Screens (gestaltbare Wände) und einer hauben-artigen Raumfassung von oben erlebbar. Die besonderen, hängenden Akustik-Baffles in den Clusterzonen wurden von den Architekten entwickelt.
Die nachhaltige Materialisierung erfolgt gänzlich mit unbehandeltem und rohem Material (Sichtbeton, Esche sägerau, Weißtanne, Filz, Glas, …). Das resultierende hochwertige Luft- bzw. Raumklima unterstützt die Lernleistung der Schüler.
Bauherr/in: Landeshauptstadt Bregenz
Architektur: Architekt Matthias Bär ZT GmbH (Entwurf), Architekt Bernd Riegger ZT GmbH, Querformat ZT GmbH
Fotografie: Adolf Bereuter
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