Schule Au
Das Dorf im Dorf.
Außerhalb der Heimat Arbeit zu finden, war für viele Vorarlberger in früheren Jahrhunderten eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Im 17. und 18. Jahrhundert nutzen viele den Aufschwung, den die Wiederaufbauzeit nach dem 30-jährigen Krieg mit sich brachte und zogen in die Fremde. Die meisten stammten aus dem Bregenzerwald, vorwiegend aus Au. Hier im Dorf wurde die „Auer Zunft“ gegründet, eine Handwerkerzunft welche für ihre qualitative Bautätigkeit in der Ferne bekannt und geschätzt wurde. Mich interessierte beim Bau der neuen Schule, ob es das Erfolgsrezept der „Auer Zunft“ mit all ihrer Meisterlichkeit noch gibt und wie das Leben im Dorf heute funktioniert.
Räumliche Grundidee ist die Bildung eines Schuldorfes. Der bestehende Ort wird weitergebaut, indem in eine vorhandene bauliche Struktur neue Gebäudekörper eingeschrieben werden. Die Anordnung von zwei (sich) ergänzenden Baukörpern, einer Volksschule und einer Turnhalle, vervollständigt das Ensemble auf dem Areal der Schulen. Ausgehend von der bestehenden Situation sollen die Qualitäten des Schulweilers als öffentlicher Ort, als Zentrum des Lernens und des Spielens neu geordnet und nachhaltig gestärkt werden.
Der Abbruch der quer stehenden Bestandshalle und die präzise Setzung der beiden Baukörper schafft eine neue, sich öffnende räumliche Abfolge über die Längsachse des Grundstücks. Als Art Enfilade orientiert sich diese am Höhenlinienverlauf entlang von vorhandenen - bis dato getrennten - Platzsituationen und ermöglicht fortan die Verzahnung der neuen mit den vorhandenen Funktionen. Die Stellung der Baukörper schafft ein reiches Konvolut von typologisch unterschiedlichen Außenräumen, welches sich mit dem Bestand zu einer gleich-berechtigten Komposition von Körper und Raum ausbalanciert. Herzstück des gestärkten Ensembles ist ein gefasster und geschützter Schulhof, der insbesondere in der warmen Jahreszeit für Spiel- und Lernzwecke gleichermaßen genutzt werden kann. Die neue Mitte des Schulweilers ist Schnittpunkt aller Wege und zugleich Auftakt innerer Wegführungen.
Die Volksschule Au ist ein ganztägig und inklusiv genutzter Lern- und Lebensraum, mit einem flexiblen Raumkonzept und einem neuen Zusammenspiel von Architektur, Organisation und Pädagogik. Gruppenbildung, Maßstäblichkeit, Raumsequenzen, Außenraumbezüge, angenehme Durch- und Ausblicke und eine klare, unaufgeregte Strukturierung garantieren jene Qualität und Atmosphäre, die dem Selbstverständnis einer zukünftigen Schule gerecht werden.
Die überwiegende Verwendung von Holz als Baumaterial und der handwerklich meisterliche Anspruch kann als Votum für die Fortführung einer lokalen Bautradition verstanden werden.
So entstand ein atmosphärisch vielfältiges Bauwerk von großer Sinnlichkeit, formal dezent, vornehm und elegant, und - wichtig – keine Distanz, sondern Geborgenheit schafft.
Prof. DI Architekt Bernardo Bader, Bregenz, am 20. Jänner 2025
STATEMENT BAUHERRSCHAFT
Gutes Zusammenspiel im Schulcampus
Die Gemeinde Au liegt im Hinteren Bregenzerwald und kann mit seinen rund 1.900 Einwohnern als Hauptort „Hinter der Kanisfluh“ bezeichnet werden. Auf Grund der geographischen Lage ist Au eine sogenannte Standortgemeinde. In Au befinden sich wichtige Infrastruktureinrichtungen für die umliegenden Gemeinden Schnepfau, Schoppernau, Schröcken, Warth und Damüls. So finden sich hier u.a. ein regionales Pflegeheim, der Standes- und Staatbürgerverband und die gemeinsame Mittelschule.
Am Standort der Mittelschule sind auch die Volksschule, Kindergarten und Spielgruppe integriert. Steigende Kinder- und Schülerzahlen sowie neue Anforderungen an moderne Pädagogik führten zu Platzmangel in den bestehenden Unterrichts- und Betreuungseinrichtungen sowie im Bereich der Turnhalle.
Nach intensiver Beratung wurde der Entschluss gefasst, durch die Auslagerung der Volkschule aus dem bestehenden Gebäudekomplex, den notwenigen Platzbedarf zu decken und damit zukunftsfähige Lösungen zu finden. Gegenstand des Wettbewerbes war die Neuerrichtung einer Volksschule und einer Doppelturnhalle.
Im Jahre 2019 wurde ein zweistufiger Architekturwettbewerb durchgeführt. Aus den insgesamt 21 Einreichungen ging, nach eingehender Prüfung durch eine hochkarätig besetzte Jury, das Projekt von Bernardo Bader Architekten als Siegerprojekt hervor. In seiner Beurteilung lobt der Juryvorsitzende DI Helmut Dietrich die große Klarheit und die nicht zu überbietende Selbstverständlichkeit der konzeptionellen Idee. Das Projekt sieht zwei separate Baukörper vor, die sich bestens in das bestehende Umfeld von Vereinehaus und Bestandsgebäudekomplex einfügen.
Auf Grund der finanziellen Situation wurde das Projekt in zwei Etappen aufgeteilt. Im Juni 2022 wurde mit dem Bau der Volksschule begonnen, im September 2023 konnte diese bereits bezogen werden. Die Umsetzung der Doppelturnhalle wird später erfolgen.
Die kurze Bauzeit war nur auf Grund des guten Zusammenspiels zwischen Planer, Bauaufsicht, Projektleitung und ausführenden Firmen möglich.
Unser Planer Bernardo Bader hat bereits in seiner Konzeption die Wünsche der Gemeinde und die pädagogischen Anforderungen richtig interpretiert und entsprechend umgesetzt.
Der in Holzbauweise ausgeführte Bau verfügt über eine besondere Atmosphäre und ein einzigartiges Raumklima. Die großzügigen Gangbereiche bieten sich als hochwertige Ausweichräume an und werden intensiv genutzt.
Bernardo Bader und sein Team verfügten über die notwendige Flexibilität auf geänderte Bedingungen u. a. durch die Etappierung des Projektes einzugehen. Die kalkulierten Baukosten konnten trotz hochwertiger Ausführung (Kommunaler Gebäudeausweis) unterschritten werden. Er war auch stets bestrebt heimische Firmen einzubinden.
In unserer Volksschule finden zurzeit 102 SchülerInnen und 10 Lehrpersonen ein angenehmes und einladendes Umfeld. Auf Grund der steigenden Geburtenzahlen seit Baubeginn, werden auch die vorhandenen Raumreserven schon bald benötigt werden.
Mit Bernardo Bader konnten wir einen Partner finden, der über das notwendige Gespür für die pädagogischen Anforderungen und für ein adäquates kindgerechtes Umfeld verfügt und dies auch planerisch und gestalterisch perfekt umgesetzt hat.
Wir möchten uns herzlich für die gute, unkomplizierte und kameradschaftliche Zusammenarbeit bedanken.
Bürgermeister Ing. Andreas Simma
Au, am 20. Jänner 2025
Bauherr/in: Gemeinde Au
Architektur: bernardo bader architekten
Fotografie: Gustav Willeit
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