Sanierung Welzenbacherhaus
Umbau und Sanierung Welzenbacher Haus
Der 1927 für die Innsbrucker Nachrichten errichtete Wohn- und Geschäftsbau wurde von der Familie Buchroither an Architekt Lois Welzenbacher in Auftrag gegeben. Die Umsetzung erfolgte über einen längeren Zeitraum und beinhaltet verschiedene Formensprachen der 20-er Jahre, was dieses Gebäude besonders macht. Das im zweiten Weltkrieg stark zerstörte Dach wurde später vom Architekten und Schüler Welzenbachers Klaus Ströbele umgebaut und erfuhr in weiterer Folge mehrere Adaptionen und Veränderungen.
Im Zuge des VLV Neubaus konnte das Gebäude in seiner Nutzung nun freigespielt werden. Hierbei ergab sich die Chance, dem in Teilen unter Denkmalschutz gestellten Gebäude, d.h. Fassade Seeseite und hofseitiges Treppenhaus wieder einen eigenständigen Charakter zurückzugeben sowie neu und alt zusammenzudenken.
Der einstige Wohnungseingang zum See wurde zum Haupteingang mit einem großzügigen Foyer umgestaltet und durch einem Lift barrierefrei gemacht. Der hofseitige Neubau, vergrößert in seiner ehemalige Kubatur führt den Charakter der Seeseite fort und erhält zusätzliche Balkone. Beide Fassaden und das Treppenhaus treten nun wieder deutlich in Erscheinung.
Die Nutzung als Ärztehaus und die damit verbundenen verschiedenen technischen Maßnahmen bedurfte gleichzeitig einem achtsamen Umgang mit der alten Bausubstanz. Quellen, wie das Gebäude im Original ausgesehen hat, beschränkten sich auf den von Lois Welzenbacher gezeichneten Einreichplan, ein Schwarzweißfoto der Fassade sowie Erinnerungen damaliger Bewohner. Wirkliche Hinweise ergaben aber vor allem die Details, die wir erst während des Umbaus finden konnten.
Aufgrund denkmalpflegerischer Befundungen wurden viele Bauteile wieder originalgetreu ausgeführt. Dazu zählen vor allem der durchgefärbte grüne Kalkputz in der Fassade, der nur noch an einer kleinen Stelle auffindbar war, die typischen hervorstehenden Kastenfenstern und dem gestockten Betonrahmen, für die ein eigene angeschliffene Putzoberfläche entwickelt wurde, um ihn zu sanieren sowie der wieder freigelegte und sanierte gestockte Beton mit den außenliegenden Stahlfenstern und Haltebügeln im Erdgeschossbereich an der Seeseite.
Auch kleinere Details wie die Marmorreste der einstigen Fensterbänke im Erdgeschoss waren wichtige Hinweise auf der Suche nach dem Originalzustand des Hauses und konnten wieder ergänzt werden. Das gilt auch für die Befundung verschiedener Farbschichten in den Innenräumen, die von unterschiedlichen Baustilen im Wandel der Zeit zeugen. Das Treppenhaus tritt nun wieder in einem stimmigen Gesamtkonzept auf. Hier findet man auch die Original Welzenbacher Einbaulampen aus Aluminium, die nun aufbereitet wieder sichtbar sind.
Der Marmor Lindewiese im Treppenhaus konnte trotz Anstrengungen nicht mehr geliefert werden und wurde durch den charakterähnlichen Wachauer Marmor ergänzt. Eine besondere bautechnische Herausforderung ergab sich durch die Schräglage der seeseitigen Hauptfassade, da sich diese über das vergangene Jahrhundert um bis zu 35cm nach außen geneigt hat.
Der unter Denkmalschutz stehende seeseitige Teil des Gebäudes wurde unter bauphysikalischen Aspekten saniert, erhielt eine Innendämmung aus Calziumsilikatputz, der zudem den Wandschiefstand bis zu 10cm ausgleichen musste. Der rückwärtige Neubau wurde neuzeitlich als Stahlbetonbau mit Wärmedämmverbundsystem errichtet. Beide Fassaden sind optisch ähnlich ausgeführt, sodass eine Wiedererkennung im Innenhof möglich ist. In seiner neuen Funktion als Ärztehaus wurde das Gebäude technisch mit einer Lüftungsanlage und Wärmepumpe mit Soleheizung ausgerüstet. Die Kastenfenster sind auch thermisch und bauphysikalisch eine interessante Lösung, sie ermöglichen zudem einen im Zwischenraum liegenden Sonnenschutz.
ARCHITEKT
Es war Demut aber auch Ambitioniertheit mit dem wir uns den Entwürfen Lois Welzenbachers näherten. Zu viel vom einen würde uns in die Subalternität, zu viel vom anderen in die Hybris führen. Was würde Lois Welzenbacher heute selbst mit seinem denkmalgeschützten Gebäude tun – gar abreißen? Unsere Reliquienkultur lässt solche Gedanken kaum kreisen. Aber allein das Entdecken verschiedenster Bauetappen in diesem Haus war eine Reise in die Architekturgeschichte des frühen 20. Jahrhundert die uns dann nicht mehr losließ. Mit dem Willen und der Unterstützung des Bauherrn konnten wir den Geist der 30.iger wieserbeleben.
BAUHERR
Den Bregenzer Architekten Dorner\Matt gelang es hervorragend, unsere Vorgaben für ein Ärztehaus mit ihren künstlerischen Vorstellungen und den besonderen Herausforderungen eines denkmalgeschützten Gebäudes in Einklang zu bringen. Das von Architekt Lois Welzenbacher im Jahre 1925 errichtete Haus erstrahlt in neuem Glanz und fügt sich ausgezeichnet in die abwechslungsreiche Fassadenstruktur der Bahnhofstraße ein. Die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen Denkmalamt, Architektur und Bauherr kommt im behutsamen Vorgehen zwischen Bestand und Neubau sowie dem fertigen Ergebnis deutlich zum Ausdruck.
Bauherr/in: Vorarlberger Landesversicherung
Architektur: Dorner\Matt Architekten
Fotografie: Bruno Klomfar
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