Posthus Egg
Das neue Haus am Platz
Von außen betrachtet stellt der Bregenzerwald heute immer noch einen geschlossenen Landschaftsraum aus Wiesen und Wäldern dar, in dem die kleinteilig strukturierten und diszipliniert gestalteten Siedlungsräume auffallen.
Gleichzeitig beeindruckt die Urbanität und handwerkliche Haltung einiger Ortszentren, wie z.B. jenes von Schwarzenberg oder Bezau, um nur einige zu nennen. Diese selbstbewußte, urbanhandwerkliche Haltung war uns Vorbild bei der Herangehensweise an den zentralen Ort der Gemeinde Egg. Die heutige Verkehrsbelastung stellt die zentrale Herausforderung des Ortes dar. Gleichzeitig galt es, die hohe Frequenz als Chance für die Nutzer zu begreifen und den ruhenden Verkehr unter die Erde zu bringen.
Ein kräftiger, punktförmiger Baukörper mit Walmdach schafft einen neuen Fixpunkt im Ortszentrum. Er ordnet die vielen Teilräume des Ortes um sich herum neu und spannt einen Dorfplatz im Süden auf. Die Höhe ist mit E+4 herausfordernd, aber die zentrale Position und die Tatsache, dass die Kirche noch deutlich höher steht, lassen die Höhe richtig erscheinen. Zum Gemeindeamt geht das neue Haus auf Distanz, es rückt dicht an die L-200 heran. Durch den kompakten Umgriff von 20 m x 22 m kann der Baukörper vom bestehenden Wählamt durch eine Gasse getrennt werden, es entstehen kurze Wege rund um das Haus.
Alle Räume im Erdgeschoss sind durch großzügige Fenster mit dem Straßenraum verbunden. Zwischen den Gebäuden bekommen die Wege für Fussgänger den Vorrang. Das Platzniveau wird auf das Niveau der Kreuzung angehoben. Das alte Gemeindeamt wird dadurch barrierefrei erreichbar und beide Häuser stehen auf Augenhöhe mit der Kreuzung, einem topografischen Sattel im Ortsgebiet. Das neue Haus ist denkbar kompakt gehalten, ein Erschließungskern verbindet alle Ebenen von der Tiefgarage bis in das Dach. Die mittleren Etagen sind bei einer Spannweite von 6,70 m stützenfrei gestaltet, sie bieten sich für eine flexible Büronutzung an. Im obersten Geschoss unter dem Dach liegen zwei 4-Zimmer Wohnungen und zwei 2-Zimmer Wohnungen, auch eine Einteilung mit vier 3-Zimmer Wohnungen ist möglich. Grundsätzlich eignet sich jedes Geschoss für Wohnungsgrundrisse, weil alle Leitungen in einem Ring um den Kern herum angeordnet sind. Die Trennwände sind generell nicht tragend ausgebildet.Die großzügigen und regelmäßig angeordneten Lochfenster sorgen zusammen mit einer Raumhöhe von 2,80 m für eine gleichmäßige Belichtung bis zum Kern des Gebäudes. Die Lochfenster sind individuell zu verschatten, die tiefen Leibungen und die geschossweisen. Klebdächer sorgen zudem für einen konstruktiven Sonnenschutz. Die einfache Struktur eignet sich sehr gut für einen Holzbau mit aussteifendem Kern aus Ortbeton. Die Deckenspannweiten sind mit 6,70 m für 24 cm Brettstapeldecken gut geeignet. Die Hülle des Gebäudes sucht eine Symbiose aus klarer Struktur, nachhaltiger Bauweise und regionaler Bautradition. Die Wände sind mit Tannenschindeln ausgeführt. Die Fenster sind aus Lärche natur. Der Sockel und die Vorlegstufen werden in Ortbeton ausgeführt und gestockt.
Bauherr/in: Loco 597 Investment
Architektur: Ludescher + Lutz Architekten
Fotografie: Gustav Willeit
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