Museum Bezau
Gestern und Heute im Dialog
Gestern und Heute begegnen sich im Museum Bezau unter einem Dach. Das historische, denkmalgeschützte
Haus ist selbst ein beeindruckendes Exponat. Ein Schauobjekt, das die lokale Baukultur als enge
Verbindung von architektonischer und handwerklicher Kompetenz erlebbar macht. Der Erweiterungsbau
greift die Fäden der Geschichte auf und entwickelt diese in eigenständiger Sprache weiter. In Weiterführung
der Gebäudefluchten wird die klassische Ordnung des Bregenzerwälderhauses mit Vorder- und Hinterhaus
wiederhergestellt. Auf drei Ebenen verteilt, bietet die Erweiterung zusätzliche flexibel nutzbare
Flächen für einen zeitgemäßen Museumsbetrieb. Als Ergänzung zur Dauerausstellung des historischen
Bestandes findet sich hier Platz für den Empfang der Besucher:innen, kleine Veranstaltungen sowie vielfältige
Ausstellungsinhalte. Die räumliche Struktur ist geprägt von horizontal und vertikal ineinandergreifende
Raumschichten. Alt und Neu verweben sich dadurch zu einem räumlich wie inhaltlich erlebbaren
Ganzen. Zwischen Dunkel und Hell, Hoch und Niedrig sowie Enge und Weite entwickelt sich eine vielschichtige
Raumerfahrung, welche die Inszenierung der Ausstellung um eine weitere thematische Facette
ergänzt.
In bester Tradition der Barockbaumeister erfolgte Planung und Umsetzung in enger Abstimmung zwischen
Architektur und Handwerk. Ein zeitgemäßer vorgefertigter Holzbau ergänzt den historischen
Strickbau, die differenzierte Fassadengestaltung verweist in ihrer Gestaltung auf die Besonderheit der Nutzung.
Im Innenraum bilden weiß gekalktes Holztäfer an den Wänden, massive Fichtendielen am Boden
sowie Mobiliar aus Esche den einfachen, aber stimmungsvollen Rahmen für die vielfältigen historischen
Exponate. Im spannungsreichen Dialog aus Alt und Neu entsteht ein sinnstiftendes Ganzes.
Statement Bauherr:innen (Museumsverein Bezau)
Ein Haus, gegründet um 1557, in Etappen um 1673 und 1807 umgebaut und im Jahr 1871 in die heutige
Form und Größe gebracht, wurde im Jahr 1923 von der gleichermaßen kulturaffinen und begüterten Frau
Anna Katharina Feuerstein erworben und als Heimatmuseum dem gleichnamigen Verein übergeben.
Früheres Leben und Wohnen im Bregenzerwald, einfach und kultiviert, bildete den wesentlichen Inhalt
des Hauses, das bis vor wenigen Jahrzehnten noch in Teilen bewohnt war. Es blieb hundert Jahre unverändert,
wurde von einer treuen Gruppe von Frauen und Männern um Museumsleiter Anton Bär und seiner
Frau Annelies gehegt und gepflegt, und – sieht man von einigen Höhepunkten ab – träumte vor sich
hin. Es fehlte einfach zu viel für einen zeitgemäßen Museumsbetrieb: Eingangs-/Kassazone, Garderobe,
WCs, Depot, Büro, behindertengerechte Zugänge, Heizung, neue Installationen.
Vor allem aber fehlte uns eine neue Situierung des Hauses in unsere Zeit, um nicht länger über der Asche
zu sitzen…
Ausgehend vom Haus mit seiner Geschichte, seinem hohen handwerklichen Standard und seinem zeitlos
ästhetischen Anspruch fanden wir den Weg zum zeitgenössischen Handwerk, das durchaus in der berühmten
Tradition unserer Baumeister stehend gesehen werden darf. Mit ihrem Anteil an der Entwicklung
des modernen Holzbaus kann von einer neuen Erfolgsgeschichte gesprochen werden. Gleichsam als Neuentdeckung
kommt ein neuer Teil der Sammlung die Frauenarbeit im Bregenzerwald hinzu.
Ein neuer Anfang: Einst UND jetzt. Alt UND neu. Barock UND zeitgemäß.
Mit den Arch. Innauer/Matt fanden wir auf Anhieb die Partner für unsere Aufgabe; wir wussten, dass sie
mit ihren hohen Ansprüchen die Ausführenden fordern, sie aber auch in die Situation bringen, besonderes
zu leisten. Das ist gelungen. Herzliche Gratulation! Herzlichen Dank!
Stellvertretend für alle, die uns geholfen haben, dass wir uns das leisten konnten, danken wir der Marktgemeinde
Bezau.
Text: Helmut Batlogg, Museumsverein Bezau
Statement Architekt:innen
Mit der Erweiterung des Museums Bezau wurde uns die Aufgabe anvertraut, eine Geschichte weiterzuschreiben,
die vor über 100 Jahren mit Anna Katharina Feurstein begann: Ein Ort, der die vielfältigen Fertigkeiten
und handwerkliches Wissen der Region unter einem Dach vereint. Mit behutsamem Respekt vor
dem Bestehenden, dem Ziel, vertraute Formen in eine zeitgenössische Architektur einzuweben und nicht
zuletzt der Zusammenarbeit mit erfahrenen und engagierten Handwerker:innen sowie dem Museumsverein
ist ein sinnstiftendes Ganzes entstanden.
Bauherr/in: Museumsverein Bezau
Architektur: Innauer Matt Architekten
Fotografie: Dominic Kummer
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