Multifunktionshaus Oberhauser
Multifunktionshaus Oberhauser, Götzis
Das Grundstück hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Mehrgenerationenort der Familienmitglieder entwickelt. Kevin Oberhauser, hat sich mit seiner Familie zur weiteren Nachverdichtung entschieden. Die fußläufige Nähe zum Bahnhof und der damit gegebene Anschluss an den öffentlichen Verkehr sind für ihn ein wesentlicher Aspekt für die nachhaltige Nutzbarkeit des Gebäudes. Unter der Prämisse der Nachhaltigkeit sollte das Gebäude nicht nur jetzt, sondern auch zukünftig an wechselnde Lebenssituationen anpassbar und somit multifunktional und flexibel sein.
Das ursprünglich vom Bauherrn als Quader angedachte Gebäude wurde von Architekt DI Bernhard Bügelmayer in mehrere Volumen aufgegliedert, welche dem Haus einen skulpturalen Charakter verleihen. Die parallel zur Straße verlaufende Entwicklungsachse verbindet die bestehende, mächtige Nordmanntanne an der nördlichen Grundgrenze mit der neu errichteten Wasserwand und ihrer offenen Wasserfläche an der südlichen Grundgrenze. Diese Entwicklungsachse ist auch die Erschließungsachse für die beiden, daran versetzt angeordneten Primärvolumen. Im Innenraum geben die jeweils kopfseitig angeordneten, raumhohen Verglasungen die Blickverbindungen zur Nordmanntanne und zur Wasserwand frei und bringen, neben klarer Orientierung, das Tageslicht in diese innenliegende Erschließungszone.
Die beiden längsgestreckten Primärvolumen docken – lagemäßig gegeneinander verschoben – straßenseitig bzw. gartenseitig an die Erschließungsachse an. In das straßenseitige zweigeschossige Volumen wird der eingeschossige Garagenkubus versetzt eingeschoben. Daneben befindet sich der Hauseingang mit dem zweigeschossigen, galerieförmigen Eingangs- und Treppenbereich in das erste Obergeschoss. Die Treppenverbindung in das Volumen des Dachgeschoßes, welches von den Gebäudefluchten allseitig zurückversetzt ist, erfolgt getrennt aus der privateren Zone des ersten Obergeschosses.
Das Objekt ist wegen der angrenzenden Hochwassergefahrenzone und den Erfahrungen, welche die Nachbarn schon damit gemacht haben, nicht unterkellert. Stattdessen vereint das Gebäude, verteilt auf drei Etagen, mehrere Funktionen. Derzeit wird das straßenseitige Volumen als „Versorgungstrakt“ (WC, Haushaltsraum, Lager, Arbeitsraum) genutzt; weiters befindet sich hier im ersten Obergeschoss eine Einliegerwohnung mit separatem Außenzugang. Das gartenseitige Volumen, der „Begegnungstrakt“, ist im Erdgeschoß durch die offene Gestaltung, die auch den Garten und den großzügigen Eingangsbereich einbeziehen kann, situativ sehr anpassbar und vielfältig verwendbar. Das eingerückte Volumen des Dachgeschosses überbrückt die Entwicklungsachse und verbindet die beiden Trakte. Hier ist ein Rückzugsraum mit Dachterrasse verortet.
Die gegliederte Konzeption des Gebäudes schafft Möglichkeiten und Voraussetzungen eigenständige Zonen für Arbeiten und Wohnen zu schaffen und damit das Gebäude als Coworking Space oder Mehrfamilien- bzw. Mehrgenerationenhaus zu verwenden. Die multifunktionale Anpassungsfähigkeit bildet somit die Grundlage für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Nutzung.
Die Verwendung von 42 cm starken Ziegeln, Ziegeltrennwänden, 3-Scheiben-Isolierverglasung, Wärmepumpe, PV-Anlage, begrünte Dachflächen, Holz und Keramik im Inneren waren bei der Umsetzung die schlüssige Konsequenz dieser Philosophie. Die Luft- Wärmepumpe wird hauptsächlich durch die eigene PV-Anlage gespeist. Diese wurde als Gemeinschaftsanlage errichtet und kann dadurch auch von Nachbarhaus genutzt werden. Die nicht nur horizontal, sondern auch vertikal an den Außenwänden angebrachten PV-Module sorgen auch bei flacher Sonneneinstrahlung in den Wintermonaten für eine hohe Eigenaufbringung des elektrischen Stroms.
Die enorme Eigenleistung des Bauherrn war entscheidend, um die Baukosten auf unter EUR 2.000,– pro Quadratmeter zu halten. Sein Glaube an die Idee und das Konzept seines Gebäudes, welches Ästhetik, Funktionalität und Nachhaltigkeit in sich vereinen sollen, haben dieses Objekt möglich gemacht.
Das enge Zusammenspiel zwischen Bauherrn und Architekt über die gesamte Planungs- und Bauphase hinweg spiegelt sich in jedem Detail des Hauses wider und wird durch dieses gemeinsame Statement betont. Dieses Haus soll nicht nur für architektonische Qualität stehen, sondern auch dafür, dass mit entsprechendem Engagement die Vision eines modernen, nachhaltigen Lebensraums zu einem vernünftigen Preis in die Realität umgesetzt werden kann.
Bauherr/in: Kevin Oberhauser
Architektur: Bernhard Bügelmayer
Fotografie: Manfred Oberhauser
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