MIA Systems
Unweit der Bahnstrecke zwischen Hohenems und Dornbirn gelegen, zeigt sich der langgezogene Baukörper als ringsum auskragender, verglaster Holzbau auf einem massiven Sockelgeschoß – ein offenes transparentes Bürohaus für 34 Arbeitsplätze der Mia Systems & Software GmbH. Nordseitig definiert die erdgeschoßige Auskragung den Haupteingang mit Empfang und Meeting-Räumen, südseitig ergänzt ein überdachter Freiraum den Mitarbeiter-Aufenthaltsbereich.
Die sichtbare Differenzierung außen entspricht der inneren Organisation des Gebäudes: unten Allgemeinflächen, oben die Arbeitsräume. Im massiven Betonkern hinter dem Foyer sind der Lift, Sanitär- und Nebenräume untergebracht. Dahinter finden sich die Aufenthaltsbereiche der Belegschaft mit Küche, vorgelagerter Terrasse und Garten Richtung Süden.
Eine Deckenöffnung über dem Empfangstresen funktioniert als Galerie und direkte Verbindung zwischen dem Erdgeschoß und den Arbeitsplätzen der Büroetage. Dort ist der mittige Betonkern das einzig nicht veränderbare Raumelement. Ansonsten lässt sich flexibel in verschiedene Varianten von Einzel-, Gruppen-, oder Großraumbüro verwandeln.
Die Materialsprache setzt auf wenige, weitgehend unbehandelte Baustoffe wie sichtbare Holzkonstruktion aus Fichte und Türen, Böden und Einbaumöbel aus Eiche, Beton, Putzflächen und Glas, die Fassaden des Obergeschoßes sind mit einer schützenden Haut aus verzinntem Edelstahl umhüllt. Alle konstruktiven Elemente wurden soweit möglich sichtig belassen, wobei die Oberflächenqualität bewusst pragmatisch, nicht in teuerster Ausführung, gewählt wurde. Die eingesetzten Mittel entsprechen damit dem gewünschten Zweck, die Architektur wirkt dadurch authentisch und dank sorgfältiger Details und Möblierung dennoch hochwertig. Vom Entwurf bis zur Detaillierung wurden die Entscheidungen auch wirtschaftlich geprüft, mit Varianten verglichen und optimiert mit Augenmerk auf Nutzungstauglichkeit, gestalterischer Qualität, Gesamt-Materialisierungs- und Konstruktionskonzept und Kosten. So konnte der gesamte Neubau um netto 1,3 Mio Errichtungskosten realisiert werden inkl. Möblierungen.
Statisch und erschließungstechnisch ist sowohl eine Aufstockung, als auch eine horizontale Erweiterung in Richtung Westen möglich und vorgesehen, wobei der aufstockbare Holzbau des Obergeschoßes bis auf Verbindungsmittel (Schrauben,...) gänzlich ohne Stahlteile konstruiert ist.
Die Belichtung der Arbeitsplätze erfolgt über die raumhoch verglasten Ost- und West-Fassaden mit weit ausladenden Decken als konstruktiven Sonnenschutz. Diese Ost-/West-Ausrichtung der Büroverglasungen mit den weit auskragenden Vordächern auf beiden Ebenen wurde bewusst gewählt. So war es möglich, ein offenes Bürohaus in Holzbauweise ohne aktive Kühlung zu errichten. Das Free-Cooling über die Masseaktivierung des Fußbodens in Kombination mit Nachtabkühlungen über die Lüftungsanlage und der Sonnenschutzsteuerung haben bereits im ersten - sehr heißen - Sommer 2018 die Funktionstauglichkeit bewiesen. Beheizt und gekühlt wird über Erdwärme mit Wärmepumpe. Die aufgrund der schlechten Grundverhältnisse notwendige Tiefengründung wurde mit 50 Energiepfählen ausgeführt. Die Lüftungsrohre sind sichtbar geführt.
Elektrisch wurden sämtliche Komponenten über ein Bus-System vernetzt - die Steuerung wurde gemeinsam mit der Bauherrschaft und Nutzern programmiert und wird auch von ihnen betreut.
Bauherr/in: MIA Sy tems & Software GmbH, Alexander Fehr
Architektur: architektur.terminal hackl und klammer
Fotografie: Bruno Klomfar
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