Generationenhaus Josef-Hutter-Straße
Statement Auftraggeber Familien Frühstück, King, Spiegel
Verena Spiegel-Schwärzler, Birgitt Frühstück-Schwärzler
Das Haus der Bauherrschaft befindet sich in bevorzugter topographischer Lage, in einer der beliebtesten Wohngegenden in Bregenz, welche vor allem durch repräsentative Bürgerhäuser geprägt ist. Zu dem in diesem Stadtteil besonders hohen Anteil an denkmalgeschützten und architektonisch erhaltenswerten Bauten, gehört auch das Wohnhaus der Bauherrschaft, welches sich in der Josef-Huter-Straße 20 befindet. Das Haus wurde von Architekt Willibald Braun im Jahr 1922/23 erbaut und in den 70iger Jahren von der Familie Schwärzler erworben.
Nachdem das Haus über einen längeren Zeitraum nicht mehr von der Familie bewohnt wurde, wollten die Besitzer zu ihren Wurzeln zurückkehren und die Villa zu einem Zweifamilienhaus umbauen. Erst nach und nach entstand die Idee, ein Zuhause für Generationen, für mehrere Familien, ein Haus für immer und ein Haus auf das man stolz sein darf, zu verwirklichen.
Bei jeder Erweiterung eines Hauses, im Besonderen einer Villa, geht es dabei immer um den Dialog zwischen alt und neu und um die Frage, wieweit die Erweiterungen den Bestandsgarten beeinträchtigen. Die Herausforderung bestand in der Aufgabe, den in Terrassen angelegten Garten mit der alten Magnolie zu erhalten und trotzdem die notwendigen Zubauten zu errichten.
Die benötigten zusätzlichen Wohnflächen sollten dabei den Charakter der Villa nicht stören und in ihrer Umsetzung auch das Straßenbild nicht nachhaltig beeinträchtigen. Auf die Umgestaltung des allgemeinen Stiegenhauses mit zusätzlichem Lift sollte ebenfalls besonderes Augenmerk gelegt werden.
Der Bauherrenschaft war es wichtig, innerhalb der unterschiedlichen Wohnungen ganz persönliche, auf die jeweiligen Bewohner abgestimmte Raumsituationen zu gestalten. Reizvolle Aussichten nach allen Himmelsrichtungen und großzügige Wohn-Essbereiche sollten ein Gefühl der Behaglichkeit und des willkommen sein vermitteln.
Eine weitere Vorgabe bestand darin, jeder Wohneinheit einen Zugang zu einem möglichst privaten Außenbereich in Form von Terrassen und Gartenflächen zuzuordnen. Damit sollte die Intimität und Privatsphäre der einzelnen Wohneinheiten gewährleistet werden.
Der Wunsch nach überdachten Autoabstellflächen wurde von der Bauherrschaft zum Nutzen des allgemeinen Erscheinungsbildes der Villa fallen gelassen. Die zur Straßenseite hin neu zu errichteten Fahrradabstellplätze sollten den Blick auf die Villa nicht stören und gleichzeitig einen Teil der neuen Einfriedung übernehmen. Insgesamt bestand aber der Wunsch das Haus zur Straße hin offener zu gestalten.
Die Vision bestand daher darin, das Haus in seinen früheren Glanz zurückzuführen, notwendige Zu- und Anbauten zu errichten und es gleichzeitig für die Anforderungen der heutigen Zeit zu ertüchtigen. Das Haus sollte ein Zuhause sein, welches sich flexibel, unterschiedlichen Familiengenerationen, Altersgruppen und Phasen anpassen lässt, wenn Familien wachsen und zusammenkommen.
Statement Architektur – Bauen im Bestand
Die Architektur unserer Zeit fordert eine bewusste und zeitgemäße Auseinandersetzung mit Bestandsbauten. Bestehende Strukturen zu erhalten und zukunftsorientiert weiterzuentwickeln, trägt maßgeblich zur Ressourcenschonung bei und bewahrt zugleich die kulturelle Identität eines Ortes.
Dieses Projekt nutzt eine bestehende Villa aus den 1920er Jahren, die bislang als Einfamilienhaus diente, und verwandelt sie in ein Generationenhaus mit vier Wohneinheiten. Die Erweiterung erfolgt durch präzise Zubauten und behutsame Eingriffe, die den Bestand um den benötigten Platz ergänzen. Die neuen Bauteile setzen sich durch ihre eigenständige und zeitgemäße architektonische Sprache bewusst von der bestehenden Bausubstanz ab, stehen jedoch in einem harmonischen Dialog mit ihr.
Die besondere Hanglage des Gebäudes prägt das Konzept: Der Westanbau tritt zur Straße hin markant in Erscheinung und setzt einen architektonischen Akzent. Im Kontrast dazu integriert sich der Ostanbau dezent in den Hang. Seine volle Wirkung entfaltet sich erst auf der Gartenseite, wo das Gebäude die topografischen Gegebenheiten geschickt aufnimmt und den Dialog zwischen Architektur und Landschaft betont. Dieses Wechselspiel von Sichtbarkeit und Zurückhaltung verleiht dem Gebäude eine besondere Dynamik und sorgt für eine sensible Einbettung in die Umgebung.
Das Generationenhaus ist ein beispielhafter Beitrag zur Nachverdichtung in gewachsenen Strukturen. Es zeigt, wie zeitgemäße Architektur nicht nur neuen Wohnraum schafft, sondern auch bestehende Bauwerke respektvoll weiterdenkt und aufwertet.
Bauherr/in: Errichtergem. Josef-Hutter-Straße
Architektur: Dietrich Untertrifaller Architekten
Fotografie: Christian Schramm, Nico Rauchenwald
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