Generalsanierung Bibliothek DOCK20
Städtebau:
Es handelt sich um ein Bestandsobjekt, das seit seiner Errichtung in den 1970 er Jahren nicht saniert wurde, daher wurde im Zuge der Bauführung keine zusätzliche Fläche versiegelt. Der Umbau befindet sich im EG und 1.OG des Ponten Hochhauses in der Pontenstrasse 20 in Lustenau und verbindet die Bibliothek Lustenau mit der Galerie DOCK 20 im 1.OG.
Architektur:
Bestand: Die Bibliothek Lustenau erstreckte sich über 2 Geschosse ohne adäquate Erreichbarkeit des Obergeschosses für Gehbehinderte. Die Fassadenverglasung bestand aus einem Einfachglas mit offenen Fugen im Oberlichtbereich. Die Beheizung fand über Konvektorgräben statt, die schwierig bis unmöglich zu reinigen waren. Innenliegende Räume waren teilweise nicht belüftet, da es kein Lüftungsgerät gab. Diese und viele weitere Mängel bewogen die MG Lustenau ein Konzept zu erstellen um diese Mängel zu beheben und im besten Fall eine attraktive Verbindung zu den Ausstellungsräumen des DOCK 20 zu schaffen.
Die organisatorischen Vorgaben des Projektes waren einen gemeinsamen Zugang mit einer barrierefreien Erschließung, sprich einem Personen Aufzug ins 1. Obergeschoss zu schaffen und einen direkten Zugang zum großen Ausstellungsraum der Kunstgalerie DOCK 20 zu ermöglichen. Daher bot sich das alte Friseurstudio Egger, das zwischen Bibliothek und DOCK 20 lag und ebenfalls im Besitz der MG Lustenau ist, als diese gemeinsame Zone an.
Nach dem Umbau: Über eine Eingangsnische betritt man nun das Gebäude und kommt in einem großzügigen Lounge-Garderobenbereich an. Auf der rechten Seite befindet sich die Ausleihe mit dem Angebot der Bibliothek und zentral der neue Erschliessungsbereich mit der neuen Stahltreppe, dem Personenaufzug und den neuen Sanitärräumlichkeiten (einem barrierefreien WC und einem Unisex-WC).
Der Aufzug konnte nur im hinteren Bereich positioniert werden und eine neue gerade Stahltreppe führt den Hauptstrom der Galerie Besucher direkt in das OG Foyer des DOCK 20.
Die Bibliothek verteilt sich auf folgende Bereiche:
Die buchbar: mit der Ausleihtheke mit 2 Arbeitsplätzen und einer Selbstverbucherstation direkt neben der Eingangsnische an der Glasfassade.
Die trinkbar : mit gemütlichen Bänken und Cafemöblierung, in der sich die Besucher selbst bedienen können und sich zu einem Café oder einem Gespräch zusammensetzen können.
Der Kinder Bereich: mit dem Kinderpodest zum Vorlesen, spielen, oder zuhören aber natürlich auch Regalen für die Bücher, tonies, CDs und DVDs
Der Mixed Bereich: hier befindet sich eine kleine Küche für das Bibliotheksteam, Regale an den Wänden und im mittleren Bereich. Ergänzt werden die Regale mit bequemen Sitzmöglichkeiten um sich auch mal in ein Buch einzulesen bevor man es ausleiht.
Der Erwachsenen Bereich: ursprünglich auch Bunker genannt, weil der Raum kein Fenster hat und nur eine schmale Türe in den Vorraum der Büros hatte. Durch große Wandöffnungen nach Süden und Westen gibt es nun auch Sichtbeziehungen nach außen und in die anderen Bereiche der Bibliothek. Hier befinden sich ausschließlich Regale ergänzt mit einzelnen Sitzmöglichkeiten.
Der Jugend Bereich: Hier waren die Büros des Bibliotheks- Teams untergebracht und ein Mitarbeiter WC. Diese konnten wir im OG des DOCK 20 unterbringen, dadurch wurde hier Raum für Bücher mit Jugendthemen, Mangas etc. Sitzsofas und Lounge Stühle und eine Holzwand in der nun ein großer Monitor montiert wurde um auch mal einen Film anzuschauen oder zum Spielen und Zeit zu verbringen.
Die denkbar im OG: möbliert mit Regalen gefüllt mit der Kunstbücher-Sammlung bietet einen Raum zum Lernen, zum Arbeiten für Jedermann:frau. Auch Workshops oder Nachhilfe sollen in diesen Räumlichkeiten stattfinden.
Das DOCK 20 verteilt sich auf folgende Bereiche
Das Foyer im OG: die Vorzone zu den beiden Ausstellungsräumen und die Verbindung der Bibliothek und der Kunstgalerie DOCK 20 ist geprägt durch zwei schwarze Regale und einer schwarzen Eingangstüre in den Ausstellungsraum.
Die Ausstellungsräume: die 2 Whitecubes sind für wechselnde Ausstellungen vor Allem für zeitgenössische Kunst und Installationen vorgesehen.
Der Backoffice-Bereich: Die Büros von Bibliothek und DOCK 20 mit gemeinsamen Lagerräumen, einem Besprechungsraum und einer Teeküche mit Personal WCs.
Das Depot: Die Sammlung Hollenstein befindet sich in einem besonders geschützten und klimatisch ausgeglichenen Raum, der noch das Flair der alten Sticker versprüht.
Materialisierung
Die Böden wurden als geschliffener Estrich ausgeführt um hier eine hohe Belastbarkeit und eine gute Haltbarkeit für diesen öffentlichen Ort mit hoher Frequenz zu gewährleisten.
Die abgehängte Decke wurde als Holzlattendecke aus Weißtanne mit integrierten Lüftungsschlitzen und flexiblen 48 V Lichtschienen ausgeführt. Die Decke erfüllt höchste akustische Anforderungen und gibt eine wohlige Atmosphäre. Im zentralen Erschliessungsbereich wurden kleine Spots (Dot28) und Hängeleuchten (Orbit) von Georg Bechter Licht installiert.
Die Einbaumöbel und Regale wurden aus Betonschalungsplatten mit Eichenböden und Fronten gefertigt. Durch raumhohe Vorhänge können Bereiche abgetrennt oder wieder geöffnet werden.
Die Außen Verglasung wurde mit 3-fach Glas mit Aluprofilen umgesetzt. Alle Räume wurden nun mit Fußbodenheizung und kontrollierter Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung ausgestattet.
Statement Architekt DI Florian Schrötter – Planung und Ausführung
"Diese Bauaufgabe war für mich besonders reizvoll, einen dritten Ort zu gestalten, der die Funktionen der Bibliothek einer Kunstgalerie und einer Anlaufstelle für Jung bis Alt zu schaffen. Dieser Raum erzeugt eine Wohlfühlathmosphäre und lädt zum Verweilen ein. Die Zusammenarbeit mit den Projektpartnern Bibliothek Lustenau und Kunstgalerie DOCK 20 war von Respekt und Wertschätzung geprägt.“
Statement Auftraggeber - Alexandra Jank - Leiterin der Bibliothek Lustenau
„Wenn aus einer Vision Wirklichkeit wird“ Im Dezember 2021 gab es einen einstimmigen Beschluss der Gemeindevertretung Lustenau zur Planung der Renovierung der Bibliothek mit der gleichzeitigen Schaffung einer Verbindung zum DOCK 20. Für die Teams des DOCK 20, der Bibliothek und dem zuständigen Architekten DI Florian Schrötter war dies der Startschuss für einen mehrjährigen Prozess mit intensiver Zusammenarbeit der mit dem Einzug in die neuen Räumlichkeiten im Dezember 2024 sein Ende gefunden hat.
Anfängliche Visionen von einem besonderen Begegnungsort - einem Ort der Kommunikation, der Bildung und der Kultur sind Wirklichkeit geworden. Bei der Planung standen die Barrierefreiheit und der niederschwellige Zugang zu Bildungs- und Kulturangeboten ohne Konsumzwang, aber mit hoher Aufenthaltsqualität besonders im Mittelpunkt.
Unsere neuen Räumlichkeiten sind nicht nur architektonisch wunderschön, einladend und hochwertig, sondern auch an die unterschiedlichsten Bedürfnisse der Besucher:innen angepasst. Große, helle Treffpunkte wie die "trinkbar" wechseln sich mit kuscheligen, kleinen Nischen ab. Der beliebte und belebte Kinderbereich, in dem es auch mal lauter ist, steht durch ein Oberlicht in direkter Sichtverbindung zur "denkbar" in der ganz still und konzentriert gearbeitet werden kann.
Mobiles Mobiliar und Regale auf Rollen ermöglichen die Mehrfachnutzung fast aller Räumlichkeiten. So kann mit wenigen Handgriffen der Jugendbereich zum Kino oder der Eingangsbereich zum Foyer für eine feierliche Ausstellungseröffnung umgestaltet werden.
Darüber hinaus ist es aber auch ein praktischer und kommunikativer Arbeitsplatz für alle Mitarbeitenden geworden. Die perfekte Balance zwischen Funktionalität und Design macht die Bibliothek zu einem Ort, der inspiriert und verbindet.
Statement MG Lustenau – DI Bernhard Kathrein – Bauamtsleiter MG Lustenau
Die Sanierung und der Umbau der „Bibliothek Lustenau“ und der Galerie „DOCK 20“ zeigen, dass auch jüngere, nicht denkmalgeschützte Gebäude erhaltenswürdig, von identitätsstiftendem Wert und Wichtigkeit für eine Gemeinde sind und architektonische Zeitzeugen sein können.
Es ist ein Beispiel für vorbildhaftes barrierefreies und klimaschonendes Bauen im Bestand durch positives Zusammenwirken von Nutzern und Planern im Rahmen eines Diskussions- und Planungsprozesses. Durch eine intelligente Konzeption konnte ein Mehrwert an Raum und eine energetische Verbesserung erzielt werden. Es zeigt wie Vorhandenes sinnvoll weitergebaut, aktiviert und zu neuem Leben erweckt werden kann.
Bauherr/in: Marktgemeinde Lustenau
Architektur: Florian Schrötter
Fotografie: Miro Kuzmanovic
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