Fronhofen
Projektbeschreibung
Noch von ihrem damaligen Wohnort in Wien aus, haben sich die Bauleute 2020 auf Architektinnen und Architekten Suche begeben und von drei Büros Konzepte für ihr Bauernhaus mit angeschlossenem Stadel machen lassen. Wir durften weitermachen. Die persönliche Ebene hat auf Anhieb gestimmt, was mit das Wichtigste ist für gelingende (Um)Bauprojekte. Diese sind gekennzeichnet von enger Zusammenarbeit, von Vertrauen und Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten. Die Kosten für private Bauleute sind gerade in den letzten Jahren mitunter ins Unerschwingliche gestiegen. Unsicherheiten beim Umbau können nicht gänzlich ausgeschlossen werden und sich auch finanziell auswirken, Spannungen sind beinahe unausweichlich.
Das Haus stammt aus dem Familienbesitz des Bauherrn. Dem Paar war wichtig das Haupthaus für ihre Wohnbedürfnisse als vierköpfige Familie zu nutzen. Bausünden aus den 70ern sollten rückgebaut werden. Auch der Stadel hätte sich für einen spannenden Ausbau angeboten, dies war jedoch explizit nicht gewünscht. Den Bauleuten kam es falsch vor, das Wohnhaus leer stehen zu lassen, um den Stadel auszubauen. In der Planung wurde ein späterer Dach- und Stadelausbau mitgedacht – Priorität hatten jedoch die jetzigen Wohnwünsche. Der größte Wunsch war die Verbindung zum Garten. Das Wohnhaus ist nach Norden orientiert, das Erdgeschoss liegt im Halbgeschoss über Gartenniveau. Auf der Westseite, an der Stelle an der früher der Eingang zum Haus lag und der mehrfach verändert und in den 70ern mit einer Gaupe überformt wurde, entstand deshalb ein schlichter Zubau. Darin befindet sich als Drehpunkt zum Garten die Küche. Dieser Zubau wurde etwas tiefer gesetzt als das Fußbodenniveau im Erdgeschoss, da die sehr hohen Kellerräume diesen Schritt ermöglicht haben. Die Räume im Haus kommen dem Garten bereits ein paar Stufen entgegen. Zudem ist so ein spannender, zentraler Raum entstanden: An der Stelle der ursprünglichen Flurküche verbindet nun ein teils nach oben offener Erschließungs- und gleichzeitig Aufenthaltsraum für die ganze Familie auf mehreren Ebenen das Haus. Große neue Öffnungen in zwei Geschossen lassen großzügig Licht herein und geben Ausblicke bis zum See hinunter frei. Auch Stadel und Keller sind über diesen Raum angebunden und werden im Alltag als Stau- und Lagerräume sowie als Nebeneingang mit genutzt. Die straßenseitigen „Stuben“ wurden in ihrer Raumstruktur weitestgehend erhalten, im Erdgeschoss wurde zugunsten des neuen Einganges von Osten her sowie für Garderobe, Bad und WC etwas umorganisiert.
Der massive Sandsteinbau brachte einen hohen Aufwand bei Veränderungen von Öffnungen (Fenster, Türen) mit sich. Auch ein Gewölbe im Keller sollte unbedingt erhalten bleiben. Die neuen Leitungsführungen und Kaminanlagen (Stückholzofen als Raumtrenner im Wohnraum und Pelletsheizung im Keller) in die bestehende und gewünschte neue Raumstruktur zu integrieren war eine Herausforderung. Mit den Besonderheiten des Bestandes muss umgegangen werden: Dies bedeutet auch leichte Abstriche im „Komfort“ für die Bauleute. Schwingende Holzdecken, Hellhörigkeit und eher kühle Außenwände (lediglich Raumklima-regulierender Innenkalkputz) zugunsten einer schonenden, zurückhaltenden Sanierung der Substanz müssen als Besonderheiten des Bestandsgebäudes angenommen und akzeptiert werden. Die Bauleute haben dies verstanden und sich auch durch viel Eigenleistung tatkräftig eingebracht. Ihr Lohn ist ein für ihre Bedürfnisse stimmiger, spannender Wohnraum mit viel Potential für zukünftige Entwicklungen.
Statement Bauleute
Unser Bauernhaus wurde 1860 gebaut und ist seit 1928 im Besitz der Familie. Die Chance ein interessantes Bauprojekt zu beginnen und für uns tollen Wohnraum zu schaffen hat unsere Entscheidung, mit unseren 2 Töchtern aus Wien nach Vorarlberg zurück zu kehren, stark beeinflusst. Besonders gefielen uns an unserem alten Haus die sehr schöne Lage inmitten von landwirtschaftlich geprägtem Kulturraum mit mehreren alten Höfen in der Umgebung, die beeindruckende alte Bausubstanz und nicht zuletzt auch die Geschichte, die unsere Familie mit dem Hof verbindet.
Unser Wunsch war, die Ansicht und Struktur des Hauses weitestgehend zu belassen, und dabei einen modernen, materialschönen und behaglichen Wohnraum zu schaffen. Hierfür fanden wir mit dem Architekturbüro Julia Kick ideale Partnerinnen und Partner, die mit großartigem Stil und außergewöhnlichem Engagement die Planung und Ausführung durchführten. Besonders Spaß machte uns die Auseinandersetzung mit unseren Architektinnen und Architekten, vielen fachkundigen Handwerkern, alten Handwerkstechniken und die eigene Mitarbeit an unserem Projekt. Wir fühlen uns in unserem neuen Haus sehr wohl und sind überaus zufrieden mit unserer Entscheidung dazu.
Bauherr/in: Tamara Eckhart & Andreas Mangold
Architektur: Julia Kick Architekten
Fotografie: Angela Lamprecht
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