Freiraumplanung WA Floras Garten
Wenn Dichte und Nachbarschaft gelingt.
Projektbeschreibung
Profil
Die Freiraumplanung zur WA Floras Garten folgt der städtebaulichen Grundkonzeption und schafft Quartiersqualität bei vergleichsweise hoher Dichte. In Nord-Süd-Orientierung verläuft die Quartiersachse mit einer Abfolge sich verengender Durchgänge und großzügiger Platzsituationen, welche zwischen den Hauszugängen vermitteln. Ausgehend von diesen Plätzen und in Ost – West Orientierung entwickelt sich Floras Garten, mit dem Anspruch hoher Durchlässigkeit des Grünraumes. Die Privatgartenflächen sind mittels Staudenbeeten definiert. Angrenzend erstrecken sich die Gemeinschaftsflächen mit sowohl gärtnerischen als auch spielräumlichen Akzenten. Im Umfeld der zentralen Platzsituationen verdichten sich diese Akzente, mit zunehmendem Entfernung gegen Osten und Westen überwiegt die Gestaltung mit Re-Natur im Sinne extensiver Wiesenflächen, Vogel- und Bienennährgehölzen und Baumsolitären. Speziell gegen Osten entwickelt die Gestaltung mit Re-Natur große spielräumliche Qualitäten für die gesamte Anlage, u.a. aufgrund einer durchgehenden, bespiel- bzw. bekletterbaren Grünböschung.
Die Naturflächen im Westen vermitteln als Nachbarschaftszone zwischen den Privatgärten. Die Anordnung der spielräumlichen Angebote verfolgt Begegnung und Streifzüge der Kinder im Quartier, so findet sich an den Plätzen jeweils der Schwerpunkt Klettern und Balancieren, Sand-Wasserspiel und Schaukelspiel angelagert. Große Holzdecks laden zum Verweilen ein. An drei Standorten, über die ganze Anlagen verteilt, treffen sich die Gartenfreunde zwischen wohldimensionierten Hochbeeten. Fruchtgenuss in den Hochbeeten, Spalierobst-Ernte an Wänden und Zäunen sowie Mundraub der Äpfel und Birnen unter den Hochstämmen und der Beeren im Gebüsch begründen nahrhafte Landschaft trotz dichtem Wohnumfeld. Mit Ausnahme der beiden Parkplätze am nördlichen und südlichen Rand des Quartiers ist die gesamte Anlage frei von fließendem und ruhendem Verkehr. Insbesondere der südliche Vorplätze am Quartier initiiert ein Flanieren durch das Quartier, auch aus dem dörflichen Umfeld heraus.
Erschließung
Zwischen der Toni Russ Straße und der Dr. Huber Straße entwickelt sich die Haupterschließungsachse in Nord- Süd-Ausrichtung. Diese öffnet sich in der Mitte der Anlage zu einem großzügigen Quartiersplatz mit besonderer Begegnungsqualität. Weitere Anwohnerhöfe an den Eingängen der einzelnen Gebäude formulieren verschiedene freiräumliche Schwerpunkte. Gartenplatz, Steinplatz und Baumplatz werden wichtige Nachbarschaftstreffpunkte und Kommunikationszonen im Quartier. Wege und Plätze sind als Farbasphaltdecken ausgeführt und bieten optimale Voraussetzungen für Bewegungs- und Begegnungsqualität entlang der zentralen Achse.
Freiräume | Grünräume | Spielräume | Naturraum
Ausgehend von Quartiersplatz und den Anwohnerhöfen entwickeln sich die spiel- und freiräumlichen Angebote gegen Osten und Westen. Spielangebote für Kleinkinder- und Kinder bzw. junge Jugendliche erweitern den Aktionsradius innerhalb des Quartiers erheblich, lebendige Außenräume zeichnen den Standort auch abseits der Haupterschließung aus. An drei Plätzen mit wertigen Hochbeetanlagen bietet sich den Bewohnern der Anlage die Möglichkeit zu kommunikativem oder kontemplativem Gärtnern, je nach Lage des Standorts und dem Angebot an Sitzmöglichkeiten im unmittelbaren Umfeld.
Ihre grünräumliche Einbettung erfährt die Anlage über hainartige Baumpflanzungen jeweils gegen Osten und Westen, mit der Verwendung u.a. von Obstbäumen nimmt das Konzept Anleihe an der traditionellen Streuobstwiesenlandschaft des Leiblachtals. Als Bewuchs unterhalb der Baumpflanzungen sollen blumen- und kräuterreiche Wiesengesellschaften angelegt und etabliert werden. Informelle Fußwege dazwischen ermöglichen Naturerlebnis im unmittelbaren Wohnumfeld.
Am ansteigenden Gelände gegen Osten sind Sitzstufen, Klettertreppen und Spielgebüsche ebenfalls zur Förderung der freiräumlichen Nutzung der Gemeinschaftsflächen eingeplant. Insgesamt zeichnet eine hohe Begegnungs-, Erfahrungs- und Lebensraumqualität das vorliegende Konzept aus. Menschen und Mitwelt gewinnen an lebensnotwendigen Freiräumen.
Oberflächen | Materialisierung
Die Hauptachse samt ihren Plätzen und Nebenwegen ist als cremefarbene Asphaltdecke ausgeführt. Um die Hochbeete der Gartenplätze wurden Flickschotterdecken eingebaut. Im Bereich des Sandspielplatzes kommt gewaschener Spielsand zur Anwendung, als Fallschutz im Bereich der Geräteangebote wurde Rundkies der Körnung 4/8 in normgerechtem Aufbau eingebaut. Brunnen, Einfassungen bzw. Abgrenzungen und Hochbeete sind durchgängig in Stahl ausgeführt, durch die gefaste Ausführung des Materials wurde den Sicherheitserfordernissen auch für Kinder entsprochen. Die Sitzauflagen von Bänken und Holzdecks wurden als verwitterungsbeständige Kantholzlamellen ausgeführt. Die Spielgeräte sind in Naturholz gefertigt, einzelne Stahlbauteile sind enthalten. Die Nebenzufahrten zu den Parkplätzen sind als grauer Straßenasphalt umgesetzt, auf den Stellplätzen kam ein gängiges Rasenfugenpflaster hellgrau mit Teilern anthrazit zur Anwendung. Generell verfolgt das Konzept eine robuste, langlebige Materialisierung der Anlage, gestalterisch abgestimmt mit Aspekten der Architektur und der Pflanzenverwendung.
Pflanzenverwendung
Die Verwendung standortgerechter Arten mit hoher Biotopqualität kennzeichnet das freiraumplanerische Konzept. Die verwendeten Gehölzarten bieten attraktive jahreszeitliche Eindrücke mit interessantem Austrieb, Blüte, Fruchtaspekten, Herbstfärbung sowie Rindenaspekten im Winter. Bei der Auswahl der Baumarten war neben der Verwendung bevorzugt heimischer Arten auch der Einsatz klimafitter, stresstoleranten neuer Arten sowie die Verwendung von Obstbäumen ein Anliegen.
Die Auswahl an Sträucher erfolgte primär nach deren Wert als Vogel- und Bienennährgehölzen sowie im Rahmen einer vernünftigen Handhabe der Unbedenklichkeit für Kinder. Als großzügige und lebendige Abgrenzung der Privatgartenflächen verwendet das Konzept standorterprobte Staudenmischungen, jeweils für schattige, halbschattige und sonnige Situationen in der Anlage.
Die Privatrasenflächen sowie im Bereich von Rasenspielflächen und an stärker frequentierten Standorten der Anlage ist die Ansaat von Gebrauchsrasengesellschaften erfolgt. Die Verwendung artenreicher Wiesengesellschaften, bevorzug auf magerem Substrat erfährt eine großflächige Ausdehnung gegen Osten und Westen der Anlage.
„Es handelt sich um eine hochwertige und ansprechende Gestaltung mit zeitgemäßen Elementen (Wildstaudenwiese, Hochbeeten etc). Die Landschaftsarchitektur geht einen spannenden Dialog mit der Gebäudearchitektur ein. Das Materialkonzept ist überlegt gewählt. Die städtebauliche Vorgabe wurde sinnvoll zu unterschiedlichen differenzierten Freiräumen weiterentwickelt, die zusätzliche Qualitäten in die Gemeinde einbringen.“
Nextland Kuratorium
Statement Landschaftsarchitektin
“Die hohe Dichte der Bebauung verlangte nach einer großen Durchlässigkeit im freiraumplanerischen Konzept von Floras Garten. Nachbarschaft generiert ein großzügiges Wohnumfeld. Insbesondere Kinder und ältere Menschen suchen und schätzen Sozialisation in der Nähe der Wohnung. In Floras Garten verzichteten wir auf Hecken, stattdessen säumen Blüten und Gräser die Privatgärten. Beziehung tritt an Stelle der Isolation. Mit spontaner freiräumlicher Inkulturnahme von Freiraum trägt jedes Individum wesentlich zur lebendigen Nachbarschaft bei. Identifikation mit dem Quartiersplatz, dem Gemeinschaftsgarten, dem Spielplatz passiert. Idealerweise kommen Menschen über Freiräume nach Hause.”
Maria Anna Schneider-Moosbrugger | Land Rise
Land Rise | Portfolio
DI Maria-Anna Schneider-Moosbrugger gründete 2002 das Landschaftsarchitektur- und Raumplanungsbüro Land Rise mit der Vision, zukunftstaugliche Außenräume zu schaffen, die Begegnungen, Sozialisierung und gemeinschaftliches Engagement fördern – und Menschen emotional ansprechen. Lebensraumqualität für Menschen und Mitwelt, eine ökologisch verträgliche Herangehensweise und ein ästhetischer Anspruch gehören zu den Hauptanliegen. Das Team besteht derzeit aus fünf Mitarbeiterinnen, die die Bereiche Landschaftsarchitektur, Raumplanung und Biodiversitätskonzepte abdecken. Mit Sitz in Egg (Bregenzerwald) setzt das Unternehmen Projekte unterschiedlicher Größenordnung in ganz Vorarlberg um.
„Die Natur hat viele Antworten auf die Anforderungen, die mit Klimaveränderungen einhergehen. Sie lehrt mich das Stillsein, das Beobachten und Wahrnehmen. So entstehen lebendige Lösungen und Konzepte, die mit der Lebenswelt wachsen.“
Maria Anna Schneider-Moosbrugger | Land Rise
Anspruch
Baukörper und Freiflächen zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden, ist Aufgabe der Landschaftsarchitektur. Dabei kommen das umfassende Fachwissen und die vielfältige Projekterfahrung zum Tragen, um nachhaltige, zweckmäßige und ansprechende Lösungen zu finden.
Ziel ist es, die Lebensqualität künftiger Nutzer:innen – Menschen, Tiere und Pflanzen – bestmöglich zu gewährleisten. Ihre Anliegen haben Priorität. So entstehen aufeinander abgestimmte Natur- und Gebäudeelemente, die eine Gesamtheit bilden.
Ein besonderes Anliegen ist die Gestaltung von Spiel-Erlebnis-Räumen, die für Kinder wichtige Lernumgebungen darstellen. In diesen Räumen können Kinder Natur und Elemente in einem geschützten Umfeld entdecken.
Bauherr/in: L1 Immobilien
Architektur: Maria-Anna Schneider-Moosbrugger
Fotografie: Petra Rainer
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