Freiraumplanung WA Bergäcker
Freiraumqualität am Quartiershof
Projektbeschreibung
Initial
Im kleinen Vorstadtbezirk Nofels wurde nahe der Stadt Feldkirch eine kleine Wohnanlage mit 34 Wohneinheiten neu errichtet. Bemerkenswert ist die Wohnungsvielfalt mit 2-, 3-, 4- und 5-Zimmer Garten-, Terrassen- und Dachgeschosswohnungen, aufgeteilt auf insgesamt 4 Gebäude. Durch die sehr kompakte Bebauung war schnell klar, dass hier ein differenziert gestalteter Freiraum nötig war.
Profil
Besonderes Augenmerk galt der Gestaltung einer gemeinschaftlichen freiräumlichen Mitte in der Anlage. Die Erschließungsfunktion bildete die Entwurfsbasis, prägend wurde aber die Konzeption als Platz mit möglichst nutzungsoffener Gestaltung für die verschiedenen Zielgruppen in der Anlage.
Pflanzenverwendung
Die Pflanzenverwendung in der Anlage spielt mit farbigen Akzenten in Grün- und Rottönen, durch den Einsatz von Solitärbäumen, mehrstämmigen Gehölzen, Sträucher und Stauden facettenreich über alle Jahreszeiten. Mit sehr wenig Fläche wurde sehr viel Atmosphärisches geschaffen. Obwohl wenig Platz für die Pflanzstreifen zur Verfügung stand, ist mit dunkellaubigen Stauden wie Cimicifuga ramosa ‚Atropurpurea‘ oder Heuchere ‚Mocha‘ und schwingenden Gräsern etwas ganz spezielles entstanden. Mit den beiden mehrstämmigen Gehölzen Gleditsia triacanthos ‚Skyline‘ und Acer palmatum ‚Bloodgood‘ haben wir das Farbkonzept noch einmal richtig stark gemacht. Und auch die Rindenfärbung der Hecken aus Cornus sanguinea und Cornus sericea passt ins Bild.
Sozialisation
Dank Unterbringung aller erforderlicher Stellplätze in der Tiefgarage konnte die gesamte Anlage verkehrsfrei umgesetzt werden. Der Qualität und Atmosphäre der Freiräume kam dies zugute. Herzstück der Anlage ist der Quartiershof, der von vier Wohngebäuden gefasst wird. Diese autofreie Zone bildet durch seine nutzungsoffene Platzgestaltung einen zentralen Treffpunkt, eine Art Dorfplatz und Wohlfühlort für die Anwohner und Bewohnerinnen. Hier treffen Privatgärten auf der einen Seite auf die gegenüberliegenden Eingangszonenbereiche. Von hier geht es auch zum Spielbereich, der ganz selbstverständlich in die Landschaft überleitet. So entstehen Berührungspunkte, auch über die halbhohen Hecken hinweg, die mehr als Brüstung, denn als Barrieren zu verstehen sind.
Oberflächen
Ein großes Anliegen seitens der Landschaftsarchitektin war die Ausführung mit unversiegelter und rauer Oberfläche, Niederschläge sollen versickert und die Sonneneinstrahlung mittels rauer und heller Oberfläche reflektiert bzw. gestreut werden. Hierfür wurde schließlich eine wassergebundene Decke mit Jurakalk in gröberer Körnung ausgeführt. Die wassergebundene Decke hat durchaus zu Diskussionen geführt. Bei starker Trockenheit wird eine Staubbildung toleriert werden müssen. Außerdem braucht eine dynamische Decke ihre Zeit, um sich zu stabilisieren. Erfreulicherweise haben die Bauherren bei diesem Thema schon Bewusstseinsbildung betrieben und die Akzeptanz steigt.
Statement Auftraggeber
„Wir experimentieren viel mit Splitt- oder Kiesbelägen. Da gibt es Vor- und Nachteile, genau wie beim Asphalt auch“, nimmt es Wolfgang Müller von Swietelsky Developments gelassen. Die schlechtere Befahrbarkeit beispielsweise unterbindet zugleich im Innenhof Skater- und Radfahrlärm, die in anderen Anlagen zu Konflikten führt. Gegen Steine, die über Schuhprofile ins Haus gelangen, wurden großzügige Gitterroste in den Eingängen verbaut. Und im Winter ist die Fläche von Natur aus rutschfest.“ Wolfgang Müller | Projektleiter Swietelsky
„Es handelt sich um eine ansprechende und stimmige Gestaltung, die sich sinnvoll und optisch stimmig in ihre nahe und weitere Umgebung eingliedert. Die zu fördernde, für den ländlichen Raum wichtige Verdichtung, erfordert ein kompaktes Gestaltungskonzept. Dieser Anspruch wurde erfüllt. Die gemeinschaftlich nutzbare Fläche im Zentrum kann als frequentierter Treffpunkt genutzt werden und ist sinnvoller Weise als unversiegelte Oberfläche ausgeführt, ebenso wie die Wege. Die Bepflanzung - Gehölze, Stauden und Gräserstreifen - ist ansprechend gestaltet.“
Nextland Kuratorium
Statement Landschaftsarchitektin
“Nachhaltigkeit in Außenräumen wie Parks und Gärten wird meist mit Wildwuchs gleichgesetzt. Dabei ist ein ästhetischer Anspruch ebenso wichtig.“
Maria Anna Schneider-Moosbrugger | Land Rise
Land Rise | Portfolio
DI Maria-Anna Schneider-Moosbrugger gründete 2002 das Landschaftsarchitektur- und Raumplanungsbüro Land Rise mit der Vision, zukunftstaugliche Außenräume zu schaffen, die Begegnungen, Sozialisierung und gemeinschaftliches Engagement fördern – und Menschen emotional ansprechen. Lebensraumqualität für Menschen und Mitwelt, eine ökologisch verträgliche Herangehensweise und ein ästhetischer Anspruch gehören zu den Hauptanliegen. Das Team besteht derzeit aus fünf Mitarbeiterinnen, die die Bereiche Landschaftsarchitektur, Raumplanung und Biodiversitätskonzepte abdecken. Mit Sitz in Egg (Bregenzerwald) setzt das Unternehmen Projekte unterschiedlicher Größenordnung in ganz Vorarlberg um.
„Die Natur hat viele Antworten auf die Anforderungen, die mit Klimaveränderungen einhergehen. Sie lehrt mich das Stillsein, das Beobachten und Wahrnehmen. So entstehen lebendige Lösungen und Konzepte, die mit der Lebenswelt wachsen.“
Maria Anna Schneider-Moosbrugger | Land Rise
Anspruch
Baukörper und Freiflächen zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden, ist Aufgabe der Landschaftsarchitektur. Dabei kommen das umfassende Fachwissen und die vielfältige Projekterfahrung zum Tragen, um nachhaltige, zweckmäßige und ansprechende Lösungen zu finden.
Ziel ist es, die Lebensqualität künftiger Nutzer:innen – Menschen, Tiere und Pflanzen – bestmöglich zu gewährleisten. Ihre Anliegen haben Priorität. So entstehen aufeinander abgestimmte Natur- und Gebäudeelemente, die eine Gesamtheit bilden.
Ein besonderes Anliegen ist die Gestaltung von Spiel-Erlebnis-Räumen, die für Kinder wichtige Lernumgebungen darstellen. In diesen Räumen können Kinder Natur und Elemente in einem geschützten Umfeld entdecken.
Bauherr/in: Swietelsky
Architektur: Maria-Anna Schneider-Moosbrugger
Fotografie: Petra Rainer
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