Familienzentrum allesamt
ein zentrum
für kinder. für familien. für nenzing.
Der Marktgemeinde Nenzing liegt das glückliche Aufwachsen von Kindern am Herzen – von der Schwangerschaft an. Daher wurden die Familienzentren Nenzing ins Leben gerufen.
Chancengerechtes und gesundes Aufwachsen
Die Familienzentren Nenzing sind Orte, die Familien begleiten und stärken, Raum für Begegnung schaffen und bei Bedarf Unterstützung anbieten. Unter dem Motto „z‘Nenzig dahäm“ macht auch das Familienzentrum allesamt Zugehörigkeit für alle hier lebenden Familien in ihrer Vielfalt erlebbar. Das gemeinsame Ziel, Kindern ein chancengerechtes und gesundes Aufwachsen zu ermöglichen, bildet den Ausgangspunkt für alle Angebote der Familienzentren. Dabei sind Themen wie Erziehung, Bildung, Gesundheit und soziale Teilhabe von Kindern, Erziehungsberechtigten und Bezugspersonen zentrale Inhalte. Die ausführliche Broschüre „Familie sein in Nenzing“ bietet einen halbjährlichen Überblick über die vielfältigen Angebote.
Zentrale Begegnungsorte
Die Familienzentren sind mit den elementarpädagogischen Einrichtungen in Nenzing gekoppelt. Als ausgezeichnete „familieplus“-Gemeinde schafft Nenzing für Erziehungsberechtigte und Bezugspersonen Angebote genau dort, wo sie ihre Wege ohnehin hinführen – an vertraute Orte für sie und ihre Kinder. Mit dem „Offenen Ohr – Beratung rund um Familienthemen“ bieten die Familienzentren außerdem eine Anlaufstelle, wenn konkrete Unterstützung oder Beratung gewünscht wird.
Offener Raum – offenes Ohr
Das allesamt bildet das Herzstück der Familienzentren in Nenzing: Damit sich die Familien in einer einladenden Atmosphäre informieren, kennenlernen und austauschen können, wurde eine Begegnungszone mit gemütlichen Sitzgelegenheiten, Stillecke und Café geschaffen. Sie ist während der Öffnungszeiten für alle Familien frei zugänglich. Dort liegen auch Informationen über verschiedenste Freizeit- und Unterstützungsangebote zur freien Entnahme auf. Während sich die Erwachsenen unterhalten, fühlen sich die Kinder in der Spielzone wohl.
Partnerschaften
Wirksame Kooperationspartnerschaften, wie mit der Connexia-Elternberatung oder der Purzelbaum-Eltern-Kind-Gruppe des Katholischen Bildungswerks, helfen dabei, Familien auf vielfältige Weise zu begleiten. Die neuen Räume des Familienzentrums allesamt erweitern unsere Möglichkeiten – und wir sind offen für weitere Ideen und Partnerschaften: für Kinder, für Familien, für Nenzing.
Die Architektur
Das allesamt Nenzing
vom Architekturbüro Christian Schmölz
für kinder. für familien. für nenzing.
Die Architektur des allesamt wurde durch mehrere Prozesse maßgeblich geprägt. Beim kreativen Vorgang des Entwerfens sind die Grundlagen zunächst wesentlich, namentlich das Konzept der Ausschreibung und die Auswahl des Grundstücks. Die Marktgemeinde Nenzing hatte eine klare Vorstellung, wie die wesentlichen Qualitäten des neuen Gebäudes beschaffen sein sollten und wie es in Verbindung zu seiner direkten Umgebung stehen sollte. Gewünscht war der weitest gehende Erhalt des prächtigen Baumbestandes sowie generell das stimmige Zusammenspiel zwischen Gebäude, Natur und Nachbarschaft. Im Inneren forderte das Konzept ein Gebäude, das den Kindern ermöglichen soll, sich frei durch die Räume zu bewegen, um darin eigenständig und im Austausch mit anderen Kindern die Spiel-, Lern- und Erlebniswelten zu erkunden. Ebenso sollte es für die Familien der umliegenden Gemeinschaft ein kommunikativer Treffpunkt, Ort für gemeinsame Aktivitäten und der Beratung sein. Gewünscht war ein möglichst ökologisches und inklusives Gebäude zu errichten, das auf die globalen Herausforderungen unserer Zeit durch seine Nachhaltigkeit, exemplarisch und pädagogisch wertvoll, auf lokaler Ebene eine Antwort gibt. Wir haben versucht, durch unseren Entwurf diesen wünschenswerten Vorgaben weitestgehend gerecht zu werden.
Ein Gebäude aus vier Bauklötzen
Der spielerische Aufbau des Gebäudes aus vier Teilen lehnt sich an das Bauen mit Bauklötzen an – eine architektonische Geste, welche seinen kleinen Besucherinnen und Besucher gewidmet ist. Das Volumen des Gebäudes bekommt so eine kleinere und zur Nachbarschaft passendere Maßstäblichkeit, passt sich besser an den Zuschnitt des Grundstücks an, schafft einen stimmigen Straßenraum und lässt Platz für die Bäume vor Ort. Der Spielplatz, der von der schmalsten Stelle erschlossen wird, bekommt so eine einladende, an ein gestaffeltes Bühnenbild erinnernde Qualität.
Das Spielgeschoß, ein erlebnisreicher Raum für Kinder
Im Obergeschoß wird geturnt, gehüpft, geklettert, geschaukelt, gerannt, mit Wagen gefahren, geforscht, gebaut, konstruiert, verkleidet und geschmückt, in Rollen geschlüpft, Geschichten gelauscht, gespielt, mit Farben geplantscht, gemalt, gebastelt und zur Bewunderung ausgestellt. Alles findet seinen Platz und ist im kompletten „Hausschuhgeschoß“ frei zugänglich. Auch die Räume für die Kleinsten befinden sich hier oben, in einem etwas zurückgezogeneren Teil des Gebäudes, jedoch mit der Möglichkeit, die Welt der Größeren zu erkunden. Die Gänge sind frei, eine Abfolge von Plätzen, mit Blicken in alle Richtungen, schaffen eine übersichtliche und einladende architektonische Promenade, von der aus die Aktivitätsräume mit ihren gut erkennbaren Eingängen zugänglich sind.
Jeder Bauklotz ein Gebäude mit eigenem Zugang
Drei Kindereingänge führen auf der Seite des Spielplatzes ins Erdgeschoß. Über drei Garderoben und drei offene Treppen mit Galerien gelangen die annähernd 100 Kinder nach oben in das Spielgeschoß. Als spezielle Attraktion gibt es in der Mitte des Gebäudes eine Rutsche für den flotten Zugang zum Spielplatz. Das Ankommen und Orientieren im Gebäude ist so für die Kinder selbständig möglich. Der Bezug und Zugang zum Spielplatz sind über das gesamte Gebäude hinweg Programm. Weiters befindet sich im ersten Bauklotz der Bereich der Eltern und Organisation mit Beratungs und Büroräumen. Der Eingang hierfür ist dem Vorplatz zugewandt. Zwischen den Garderoben finden im Erdgeschoß auch noch weitere wichtige Räume Platz: der Essbereich mit Küche, der auch für Veranstaltungen genützt werden kann, die Werkstatt, Mehrzweckräume und, wieder an einem zurückgezogenen Ort, die Schlafräume und der Gemeinschaftsraum der Pädagoginnen und Pädagogen.
Architektursprache und Bauweise
Spielerisch wie die Form ist auch der Ausdruck des Gebäudes. Mit seinen Bogenfenstern ist das allesamt etwas ganz Spezielles. Am Bahndamm gelegen und in die Berge blickend, schaffen die Bögen als archetypisches bauliches Element im Inneren und Äußeren eindrückliche Atmosphären, mal beherbergend, mal strahlend, mal wie Augen zwinkernd. Durch das Quetschen und Dehnen ihrer Formen entsteht Vielfalt und Bewegung im Ausdruck. Ergänzt um den vollen Kreis, der immer wieder in Form von Fenstern und Leuchten auftaucht, spricht das Gebäude die Welt der Kinder an. Das Gebäude, zum überwiegenden Teil aus Holz gebaut und mit Holz veredelt, steht so ganz natürlich inmitten der hohen Bäume, mit denen es im respektvollen Dialog steht. Im Inneren zeigen die Balkendecken den Kindern die Konstruktion des Gebäudes. Der Innenausbau aus Holz schafft eine angenehme, wohnliche und edle Atmosphäre. Die bauökologisch streng geprüfte und ausgeführte Qualität sichert den Kindern und der Umwelt ein mit unseren Mitteln bestmöglich nachhaltiges Gebäude, das die gesunde und gute Entwicklung der Kinder fördern wird.
Ein fröhlich buntes Wegleitsystem
… ja, es überrascht, wenn man diesen Neubau zum ersten Mal sieht. Es ist eine besondere Architektur; fast wie ein Märchen aus 1001 Nacht. „allesamt“ nennt sich das neue Familienzentrum der Marktgemeinde Nenzing. Es ist eine wohlklingende, irgendwie vertraute Bezeichnung, die auf das Gemeinschaftliche und das Geborgene des Ortes verweist. Als kurze, einprägsame Raumbezeichnung dienen die Namen der Gemeindeparzellen oder besser, einem davon in Kürzeln abgeleiteten Abzählreim, den die Kinder aus Nenzing bestens kennen:
„Be La Gu – Ro Ha Ru – Mo Ma Hei – und du bisch frei!“
Diese nur aus zwei Buchstaben gebildeten Namen stehen nun auch für verschiedene Aktivitäten und dafür bestimmte Räume im Haus. Aber erst in Verbindung mit den grafischen Zeichen werden sie für Kinder und Erwachsene leicht merkbar. Um die Aufmerksamkeit und den Spieltrieb zu steigern, sind veränderbare Piktogramme in Griffhöhe angebracht. Es beginnt schon mit „GU“, dem zentralen Verpflegungsbereich, wo bunten Scheibchen auf einem Teller darauf warten, neu angeordnet zu werden (beispielsweise als Blume oder als Emoji). Bei den Schlafräumen „HEI“ sind es Augen, die sich schließen und öffnen lassen. Bei „BE“ ist es ein Fußball, der sich drehen lässt, um auf den Raum für Bewegung und Sport hinzuweisen. Bei „HA“, einem Harmonie- und Wohlfühlort, „reiten“ die Buchstaben auf Wellen und-und-und. Der Bau ist zweigeschossig und räumlich von West nach Ost in vier, diagonal leicht verschobenen „Häusern“ organisiert. Nicht zu übersehen ist der Schriftzug „allesamt“ an der straßenseitigen Gebäudekante. Die scheinbar willkürlich gesetzten, großen und kleinen Abstände zwischen den Buchstaben machen aus dem Namen ein Logo und betonen seinen lautmalerischen Aspekt. Zur Orientierung sind Zuwege, Haupteingänge und Räume in den Farben Rot, Blau und Grün markiert. Dies beginnt mit Bodenmarkierungen am Parkplatz, auf der Straße und setzt sich fort bei den Piktogrammen im Haus. Mit subtilem Farbeinsatz und Differenzierung der Größen einzelner Piktogramme wird die Wegführung bei Liften und Treppenaufgängen unterstützt. Die signaletische Arbeit des Atelier Andrea Gassner umfasst nie nur rein visuelle oder verbale Elemente. Wie selbstverständlich fügt sich auch hier die Gestaltung des Leitsystems in das architektonische Gesamtkonzept ein, setzt einen bunten spielerischen Akzent und erzählt damit die Geschichte eines neuen, kommunalen Lebensraums in kreativer Art und Weise weiter. Übergeordnetes Ziel ist es, die Identifikation mit diesem fröhlich positiven Ort für Kinder und Familien aus Nenzing maßgeblich zu fördern.
Betreuung und Bildung
Mission
„Wir geben allen Familien vorbehaltlos Zugehörigkeit zu unserer Einrichtung, unterstützen in enger Zusammenarbeit mit den Eltern alle Bereiche der Entwicklung ihrer Kinder und begleiten damit ein chancengerechtes und gesundes Aufwachsen. Mit unserer pädagogischen Arbeit ermöglichen wir den Kindern, zu experimentieren, eigene Erfahrungen zu machen und selbst Lösungen zu finden. Eine ressourcenorientierte Perspektive unterstützt uns dabei, die Kinder in ihrem Handeln zu bestärken sowie Fähigkeiten
und Stärken der Kinder gezielt herauszufiltern.“
Umsetzung der Mission
Early Excellence Ansatz
Jedes Kind ist exzellent! Kompetent und aktiv erforscht es Zusammenhänge und konstruiert sein Wissen über die Welt. Und das in seinem Tempo. Die pädagogischen Fachkräfte finden die Interessen und Ideen des Kindes heraus, um es individuell und passgenau auf seinem Bildungsweg zu begleiten. Erziehungsberechtigte sind Experten für ihre Kinder! Kinder haben ein Recht darauf, dass sich die Eltern an der Erziehung beteiligen. Die Fachkräfte finden Möglichkeiten und Wege, um den Eltern dies zu ermöglichen. Die Einrichtung ist als Familienzentrum ein Partner und ein Zentrum für Kinder UND ihre Familien! Zusätzlich zu Angeboten finden die
Erziehungsberechtigten auch die Möglichkeit für Begegnung untereinander.
Kinder sind Träger von Rechten – von Anfang an
Kinder werden ihrem Alter und Entwicklungsstand entsprechend, in allen sie betreffenden Belange gehört und in Entscheidungen mit einbezogen. Das betrifft nicht nur persönliche Bereiche wie Wickeln, Körperpflege, Kleiderwahl bei Aufenthalt im Freien und die Entscheidung, was von den angebotenen Speisen gegessen wird, sondern auch die freie Wahl des Lernortes während des Tages und die Teilnahme an gemeinsamen Aktivitäten.
Gesundheitsförderung
Im allesamt erhalten die Kinder gesundheitsförderliches Essen auf Basis der Qualitätsstandards des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz inklusive Ernährungsbildung. Obst, Gemüse und Kräuter aus dem hauseigenen Naschgarten ergänzen das fast zuckerfreie Ernährungskonzept der Einrichtung. Den psychischen Komponenten des Essens wird durch Erheben der Essbiografie der Kinder, das Angebot von Ankerlebensmitteln oder das Wahrnehmen lernen des Hungergefühls in Abgrenzung zum Essen aus Langeweile, Frustration, Trauer o. Ä. Rechnung getragen.
Gemeinsames Essen und dieses miteinander zu teilen, einander zu helfen, Tischgespräche zu führen sowie eine aktuelle kulturelle Übereinkunft zu Tischsitten sind Beispiele für die Berücksichtigung der sozialen Funktion des Essens.
Bewegung
Zur Unterstützung der körperlichen Entwicklung, des Lernens und der Bildung finden die Kinder im allesamt mannigfaltige Bewegungsmöglichkeiten. Der überwiegende Teil der Räume ist bewegungsfreundlich: So finden sich in und vor den Räumen der Kleinkindgruppen Raumpodeste, Rutschen, schiefe Ebenen und Pikler-Material. Der Turnsaal mit seinen Bewegungslandschaften und -baustellen ermutigt Kinder, sich an ihre Grenzen und darüber hinaus zu wagen. In den Funktionsräumen findet Lernen in Bewegung statt, ohne dass der Platz unnötig mit Tischen verstellt wird. Im Außenbereich motivieren Spielgeräte, ein Wasser- und Matschbereich, die Bobbycar-Racingstrecke und ein Hügel, der zum Runterkullern oder Rodeln im Winter einlädt, sich zu bewegen. Aber auch Strecken im Haus können lustvoll bewältigt werden, seien es die Bobbycar-Racingstrecke im Gangbereich des Obergeschoßes oder die Stiegenhäuser und die Rutschbahn, die beide Stockwerke miteinander verbinden. Und alle diese Bewegungsmöglichkeiten stehen den Kindern während der gesamten Freispielzeit zur Verfügung.
Balance zwischen Aktivität und Erholungsphasen
In den Funktionsräumen finden Kinder gemütliche Plätze, die sie als Rückzugsorte zum Erholen und passiven Teilnehmen am Geschehen aufsuchen können. Zudem haben sie die Möglichkeit, sich zur Mittagsruhe bzw. zum Mittagsschlaf in Schlafwaben, auf Schlafpodeste oder in Hängebettchen zurückzuziehen. Und wer gerne snoezelen möchte, den erwarten außerhalb der Mittagsruhe Lichteffekte, Düfte und Klänge im HEI.
Lebensnahes Lernen
Bei jeder sich bietenden Gelegenheit ermöglichen wir den Kindern das Arbeiten und Lernen mit „richtigem“ Material, angefangen von Werkzeug für Erwachsene in der MO-Holzwerkstatt bis hin zur aktiven Mitwirkung bei der Zubereitung der Mahlzeiten. Aber auch die Betreuung der Hochbeete, das Ernten und Verarbeiten von Produkten aus dem Garten, Blumenpflege, Aufräumarbeiten oder vielleicht sogar mal der Umgang mit dem Staubsauger u. Ä. sind attraktive Lernfelder für Kinder.
Ein grünes Dach
Auf der Suche nach einem geeigneten Standort für ein neues Familienzentrum nördlich der Bahnlinie prüfte die Marktgemeinde Nenzing mehrere Flächen. Die meisten Vorzüge bot der Standort an der Gaisstraße. Die Wahl brachte jedoch einige Herausforderungen mit sich. So galt es insbesondere, den wertvollen innerörtlichen Naturraum in Form des bestehenden
kleinen Wäldchens zu bewaren. Der größtmögliche Erhalt des Baumbestandes war somit von Beginn an Teil der Planungen bzw. der Ausschreibungen für den Architekturwettbewerb. Das umgesetzte Siegerprojekt ermöglicht durch eine geschickte Anordnung der Baukörper den Erhalt einiger Bäume und macht den Neubau unter anderem zu einem Vorzeigeprojekt in Sachen Baumerhalt.
Kiefern als Besonderheit
Der Baumbestand im Bereich um das allesamt besteht vorwiegend aus Kiefern, bei uns meist Föhren genannt. Neben Laubbäumen konnten neun der hochgewachsenen Föhren erhalten werden und umrahmen das moderne Gebäude. Aufgrund der rötlichen Farbe handelt es sich vermutlich um Rotföhren. Wie alt die Bäume sind, lässt sich nur schätzen. Auf den Luftbildern lässt sich das ehemalige Wäldchen jedenfalls bis in die 1950er-Jahre zurückverfolgen. Föhren wachsen hauptsächlich auf besonders schlechten Böden und haben daher kaum Konkurrenz durch andere bestimmende Baumarten wie Fichten und Buchen. Im umliegenden Bereich floss bis 1930 noch die unverbaute Meng auf einem sich ständig verändernden Schuttkegel. Ganz wenige Fotos aus dieser Zeit, vor allem vom Jahrhunderthochwasser 1910, zeigen einen sehr lichten Baumbestand in diesem Bereich. An diesem Standort dürften die Föhren daher vor etwa 100 bis 150 Jahren begonnen haben zu wachsen. Vor allem durch den Schutz des direkt darüber liegenden Bahndamms und der Eisenbahn, die 1872 eröffnet wurde, blieben sie hier etwas von den Fluten der Meng verschont.
Rohstoff
Föhrenholz ist sehr begehrt. Daraus wird Teer zum Dichten von Fässern hergestellt oder auch hochwertiges Terpentinöl. Aufgrund des harzreichen Gehalts des Holzes knarren die Bretter kaum und sind daher für die Theaterbühnen der Welt sehr begehrt. Auch für die Herstellung von Möbeln eignet sich diese Holzart vorzüglich. Imprägniertes Kiefernholz wird auch gerne für Spielplätze verwendet.
Bauen mit Holz
Das Ziel, ein ökologisches und naturnahes Gebäude zu realisieren, war entscheidend für die Wahl der Baustoffe.
Bauweise
Das allesamt ist teilunterkellert und wurde in einer Mischbauweise errichtet. Das Kellergeschoss wurde in Massivbauweise umgesetzt, die Zwischenwände im Erdgeschoss wurden teilweise betoniert. Die Erdgeschossdecke wurde in Hybridbauweise erbaut. Darüber hinaus wurden sämtliche Wände und Decken im Erd- und Obergeschoss in Holzbauweise errichtet. Die Fassade und auch die Fenster wurden aus Fichtenholz gefertigt.
Holz von hier
Der konstruktive Holzbau (inkl. Fassade) erfüllt die Kriterien des Zertifikats „Holz von hier“. Dieses internationale Umweltlabel kennzeichnet klimafreundlich hergestellte, nachhaltige Produkte aus Holz. Das bedeutet, dass das Holz in der unmittelbaren Umgebung geerntet, die Transportwege verkürzt und die lokale Wirtschaft unterstützt wurde. Bei der Holzernte wurden Umweltschutz und die Erhaltung des Waldökosystems berücksichtigt.
Die Planung und Umsetzung des allesamt zeichnen sich nicht nur durch den Erhalt des wertvollen Baumbestandes aus. Naturnähe und Energieeffizienz waren die Prämissen für zahlreiche planerische Entscheidungen. Energetisch und ökologisch erfüllt der Bau höchste Anforderungen, was sich in einer punktereichen Bewertung im Rahmen des Kommunalgebäudeausweises widerspiegelt.
Naturkapital
Da durch den Bau des Gebäudes das ehemalige Kiefernwäldchen als Ökosystem verloren ging, setzte die Marktgemeinde Nenzing gezielte Maßnahmen, um den Grünraum rund um das allesamt wieder zum Leben zu erwecken. Die erhalten gebliebenen Bäume bilden dabei das „Dach“ des neuen Lebensraumes. Durch die Pfahlbauweise des Gebäudes konnte der Boden in seiner Schichtung zum Teil erhalten werden. Dazwischen schaffen eine naturnahe Grünraumgestaltung sowie das Biodiversitätsdach eine Brücke vom Erdreich bis in die Baumkronen. Mit unversiegelten Parkplätzen und Rangierbereichen, Fledermauskästen entlang der Meng sowie Wasserretention mit naturnaher Begrünung kann der Standort weiterhin die innerörtliche Biodiversität stärken.
Klimafit und energieeffizient
Als e5-Gemeinde legt die Marktgemeinde Nenzing großen Wert darauf, dass Neubauten nach höchsten energetischen Standards umgesetzt werden. Besonders erfreulich ist deshalb, dass das allesamt mit Wärme aus dem gemeindeeigenen Nahwärmenetz beheizt werden kann. Um die Räumlichkeiten im Sommer vor Überhitzung zu schützen, erfolgt die Beschattung durch effektive Zip-Screens. Besonders innovativ ist das Free-Cooling über Grundwasser, was bedeutet, dass für die Raumkühlung die Energie aus der Umwelt genutzt und nicht mittels Kältemaschine erzeugt wird. Für ein konstant gutes Raumklima wurde eine aktive Luftbefeuchtung installiert. Auch die natürliche Belüftung ist in allen Aufenthaltsräumen möglich.
Bauherr/in: Marktgemeinde Nenzing
Architektur: Christian Schmoelz Architekt
Fotografie: Christian Schmoelz Architekt
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