2022 das neni - Schruns
2022 das neni, schruns
grundsätzliches.
vorangestellt eine zitat von peter zumthor: „….die baukulturen, die dörfer, städte, häuser, mit denen
ein mensch aufwächst, sind teil seiner lebensgeschichte und auch ein teil des raumes, in dem sein
leben eingebettet ist. …. es haben menschen in diesen gebäuden gearbeitet und mit ihnen gelebt, und
manche haben sich vielleicht auch an ihnen abgearbeitet. solche dinge muss man respektieren. ….
ich verstehe unter „heimaten“ gebäude, die einen emotionalen wert haben, weil sie an ihrem ort
verankert sind und diesen ort begründen. solche bauten vermitteln uns das gefühl, irgendwo
dazuzugehören. dieses gefühl macht uns ruhig. wir kommen alle aus häusern. nimmt man uns zu
viele dieser häuser weg, wird es ungemütlich.“
folglich sollte jedwede gebaute struktur ökonomisch, historisch, materialtechnisch, handwerklich,
semantisch und emotional als wertvolle ressource betrachtet werden.
es darf also kein auslöschen (in diesem fall kein verschwinden aus der gewachsenen dorfstruktur) von
gebäuden, oder gebautem geben, vielmehr sollten diese bauten als ready-made, als
ausgangsmaterial, als geschichte, als „immer schon dagewesen“ betrachtet werden!
bauen im bestand bedeutet also immer das weitererzählen einer geschichte. zu ende erzähltes
wird fortgesetzt, gerissene erzählstränge werden mit neuen behauptungen verknüpft.
idee.
der ca. 80 jährige, leerstehende und nicht mehr genutzte stall wurde „so“, also in einer möglichst
unveränderten form verwendet, das benötigte neue raumprogramm (zwei ferienwohnungen)
hineingewoben, wobei das bestehende in seiner formen- und materialsprache das neue bestimmte.
von aussen betrachtet blieb der stall weitestgehend unverändert, wieder seine (baukulturelle)
geschichte zeigend, nicht musealisiert sondern mit neuem (leben?) ge- und erfüllt. so kann er
weitergenutzt und vor dem verfall oder dem abbruch bewahrt werden.
material und struktur.
in die bestehende konstruktion (die hälfte des erdgeschosses massiv als ziegel-, der rest als
holzriegelbau ausgeführt) wurde ein neues betonpflaster eingebaut, die hülle thermisch ertüchtigt, die
bestehenden fenster getauscht, neue grosszügige verglasungen hineingeschnitten und durch
betonierte (und abgeschliffene) terrassen bzw. zwei „eingangskuben“ mit schwarzstahlverkleidung
ergänzt!
die zwischendecke aus einer balkenlage mit bretterboden blieb unverändert, wurde lediglich gereinigt
und zwecks belichtung teilweise geöffnet.
sämtliche wand- und deckenoberflächen sind mit einer unbehandelten weisstannenschalung belegt.
der boden ist als lehmstampfboden! mit fussbodenheizung ausgeführt.
heizungstechnisch ist das gebäude am nahen elternhaus des bauherren über eine fernwärmeleitung
angeschlossen. die bestehende solaranlage am dach wurde weitergenutzt.
bauherr.
der bauherr ist seinem instinkt gefolgt und hat das von seinen vorfahren errichtete gebäude, dass
zudem sein kinderspielplatz war und ihn an diesen ort gebunden hat und weiterhin bindet, nicht
abgerissen!
das erforderte vorallem eines - mut!
bauen also als weiterbauen an und mit tradiertem, vielleicht auch ein zurück und vorwärts
gleichermassen und damit verbindungen schaffend, knapp in grösse und
ressourcenverbrauch, kurz: sinnstiftend viele und vieles berührend!
Bauherr/in: Familie Morik
Architektur: Reinhold Hammerer
Fotografie: Albrecht Immanuel Schnabel
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