Campus Bludesch
Ausgangslage
Den aktuellen Entwicklungen im Schulbau liegt neben veränderten pädagogischen Ansätzen auch die Annahme zugrunde, dass eine altersheterogene Streuung der Kinder für deren Entwicklung förderlich ist. Über die Jahrgangsmischung innerhalb eines Schultyps hinaus werden vermehrt Konzepte gesucht, die Kinder über bestehende Grenzen hinweg mischen. Dies betrifft nicht nur unterschiedliche Schultypen (Volksschule/Mittelschule) sondern auch die vorschulischen Einri cht ungen. Eine Altersmischung der Kinder nutzt die Tat sac he, dass Kinder unterschiedlicher Entwicklungsstufen voneinander lernen und in einem solchen System, ihrem Entwicklungsstand entsprechend, besser gefördert werden können. Im baulichen Bereich entsteht der Vorteil, dass für gewisse Funktionsbereiche Synergien entstehen (Mittags-/Nachmittagsbetreuung, Bewegungsräume, Bibliothek, Freiflächen) und Standorte reduziert werden können. Der Zusammenschluss verschiedener Erziehungsstufen erfordert eher flächige Gebäudesysteme. Je mehr Verbindungspunkte zwischen den einzelnen Teilen bestehen, umso intensiver kann sich der Kontakt untereinander ent wickeln.
Entwurfsansatz
Die vielschichtige Aufgabenstellung (Bibliothek und Schülerbetreuung für die Volksschule, Zentralgarderobe und Bewegungsraum für l Der Bestand der Volksschule entwickelt sich entlang dreier Wegeachsen. Mit der Einführung von zwei weiteren Achsen wird diese Struktur mit dem ebenfalls schon bestehenden Kindergarten und den neuen Bauteilen vernetzt. Die Achsenschnittpunkte markieren Orte besonderer Bedeutung (Eingänge, allgemein genutzte Räume).
Erschließung
Alle Hauptnutzungen (Volksschule, Ki ndergart en , Kleinkinderbetreuung, Turnhalle, Bibliothek) werden vom Süden über die Schulstraße erschlossen. Das flächige System der fünf Wegeachsen bietet viele Anknüpfungspunkte und ermöglicht die vielfältigen Nutzungsbereiche differenziert zu erschließen.
Erdgeschoß, Neubau
Im Erdgeschoß des winkelförmigen Neubaus befinden sich mit der Garde robe, der Küche, dem Essraum und dem Bewegungsraum die „öffentlichen" und mehrfach genutzten Räume. Unmittelbar angrenzend liegt die Schülerbetreuung mit der Wegverbindung zur Volksschule. Dieser Bereich bildet das Zentrum der Gesamtanlage.
Obergeschoß, Kinderbetreuung
Gut angebunden an die Garderobe und die allgemeinen Räume im Erdgeschoß liegt die Kleinkinderbetreuung als abgeschlossene und überschaubare Einheit im Obergeschoß des Neubaus.
Bibliothek
Die Bibliothek im kleinen Pausenhof bildet das neue Zentrum der Volksschule. Durch großzügige Lichthöfe und Oberlichtöffnungen entsteht eine lichtdurchflutete Sit uat ion , die anliegenden Gangflächen können nach wie vor ausreichend belichtet werden. Der Charakter des Bestandsgebäudes bleibt weitgehend erhalten, wird aber durch eine neue „Mit te" ergänzt.
Die öffentliche Nutzung von Bibliothek und Turnhalle kann über einen eigenen Eingang - unabhängig vom Schulbetrieb - von der Schulstraße erfolgen.
Außenanlage
Entlang der Schulstraße entsteht, den einzelnen Eingängen zugeordnet, eine Abfolge von Teilplätzen.
Der Zugang unter das Eingangsvordach der Volksschule wird freigespielt und kann von beiden Seiten erfolgen. Die Parkflächen in diesem Bereich werden im Sinne einer großzügigen und funktionierenden Vorplatzsituation begrenzt. Der Weg zum gemeinsamen Eingang von Kindergarten und Kleinkinderbetreuung erfolgt über eine befestigte Hoffläche, hier können die Kinder mit Dreirädern und Rollern fahren und vor dem Essraum können Tische aufgestellt werden. In Richtung Osten befindet sich eine großzügige Spielwiese mit differenziertem Raumangebot. Die Sondernutzungen (Musikproberaum, Kursraum) und die Wohnungen behalten ihre Eingänge und Parkflächen an der Farbgasse, von hier erfolgt auch der externe Zugang zum Bewegungsraum. Der Pausenhof der Volksschule wird durch Bepflanzung (Schatten), differenzierte Sitz- und Spielmöglichkeiten aufgewertet.
Bauweise/Materialisierung Neubau
Im Sinne einer homogenen Gesamtanlage wird vorgeschlagen die neuen Bauteile mit einer verputzten Fassade auszu fü hren. Für den Innenausbau werden natürliche und robuste Materialien (Akustikdecken aus Holz, geölter Massivparkett in den Funkt ionsbere ic hen, Steinbelag den öffentlichen Erdgeschoßbereichen) verwendet werden. Ziel ist es eine hohe Aufenthaltsqualität im Sinne einer wohnlichen und haptisch angenehmen Stimmung zu erreichen.
Ökologie/Energetische Qualität
Eine hochwertige Gebäudehü lle, ökologische Baustoffe (Holzrah menbauweise, Massivholzdecken mit Holz aus gemeindeeigenen Wäldern) sowie die energieeffiziente Bewirtschaftung (Wärmepumpe) des Gebäudes ergeben beim Kommunalgebäudeausweis die hohe Bepunktung von 952 Punkten.
Bauherr/in: Gemeinde Bludesch
Architektur: gruber locher architekten zt gmbh
Fotografie: David Scheyer
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