Aufstockung Yachtclub Fussach
Vereinsgeschichte
Der Yachtclub wurde 1953 gegründet und hat seinen Sitz in Fußach, Vorarlberg, Österreich, das im Naturschutzgebiet des Rheindeltas am Bodensee liegt. In den 1980er-Jahren wurde das Clubgebäude errichtet. Die Nähe zum Bodensee und die einzigartige Lage im Rheindelta machten Fußach zu einem idealen Standort für Segler und Wassersportbegeisterte.
Lage des Yacht-Clubs
Das Clubgebäude des Yacht-Clubs Rheindelta befindet an der Grenze zum Natura 2000-Schutzgebiet. Das Naturschutzgebiet Rheindelta ist Teil des EU-weiten Schutzgebiet- Systems. Der Weg zum Gebäude führt entlang des Bodenseeufers, vorbei an Liegeplätzen und der Werft, bis man am Ende die ruhige Lage des Clubgeländes erreicht. Dieses Gebiet dient nicht nur als Erholungsraum für die Bevölkerung, sondern ist auch Heimat zahlreicher Wassertiere und Vögel.
Aufstockung – Sanierung - Funktionen
Das ebenerdige Gebäude wurde durch eine Aufstockung vergrößert, um den gestiegenen Bedürfnissen gerecht zu werden. Der ursprüngliche ebenerdige Bestand mit Clubraum, und WCs und Lagerflächen war nicht mehr ausreichend. Um den Funktionsumfang zu erweitern, wurden neue Sanitärzellen, Umkleiden und ein großzügiger Multifunktionsraum integriert, die den modernen Anforderungen eines Yacht-Clubs entsprechen. Zusätzlich wurden Lagerflächen geschaffen, um den Raum effizient zu nutzen. Darüber hinaus wurde darauf geachtet, die Räume im Erdgeschoss weitgehend unverändert zu lassen und keine baulichen Maßnahmen in diesen Bereichen vorzunehmen.
Über zwei Treppenhäuser gelangt man nun ins Obergeschoss, wobei eines direkt zur neu gestalteten Dachterrasse führt. Dieser erhöhte Bereich bietet einen beeindruckenden Blick auf den Bodensee und lädt zum Verweilen und Genießen ein. Die Dachterrasse wurde bewusst als Rückzugsort für Entspannung gestaltet und bietet den Clubmitgliedern sowie Gästen eine angenehme Atmosphäre und einen schönen Blick.
Zusätzlich leisteten die Mitglieder des Vereins einen erheblichen Eigenbeitrag: Das Ausräumen des Gebäudes, Hilfe beim Abbruch sowie die Sicherungsmaßnahmen von zu erhaltenden Einbauten und Fenstern gehörten zu den Aufgaben, bei denen sich die Mitglieder aktiv beteiligt waren.
Die Bauarbeiten wurden in den Wintermonaten durchgeführt, um das Vereinsleben, welches vorwiegend in der Haupt-Segelsaison von Mai bis Oktober stattfindet, nicht allzu sehr zu beeinträchtigen.
Materialisierung
Im respektvollem Umgang mit dem Bestand wurde das neue Geschoss in nachhaltiger Holzbauweise ausgeführt, wodurch nicht nur eine ökologisch verträgliche Lösung, sondern auch eine ansprechende Ästhetik ermöglicht.
Die Aufstockung des in Massivbauweise errichteten Bestands erfolgte ebenfalls in Holzbauweise. Massive Balkendecken spannen stützenlos über den Clubraum und kragen über den zurückspringenden Bestand hinaus.
Zur Verkürzung der Bauzeit im Naturschutzgebiet kamen Holz-Fertigteilelemente zum Einsatz. Die gesamte äußere Hülle des Clubhauses wurde mit einer harmonischen 3D-Fichtenschalung versehen, die dem Gebäude ein einheitliches und ansprechendes Erscheinungsbild verleiht. Diese gestalterische Maßnahme fügt sich nahtlos in die Umgebung ein und unterstreicht die Verbundenheit des Gebäudes mit der natürlichen Deltalandschaft am Bodensee.
Ökologie
Neben der Aufstockung in Holzbauweise wurde auch der Bestand mit einer Fassade in gleicher Ausführung versehen. Das Dach wurde als Flachdach mit extensiver Begrünung ausgeführt. Eine PV-Anlage dient der Energiegewinnung für den Clubbetrieb. Das Gebäude kommt ohne aufwendige Heizungsanlagen aus. Ein Holzkamin im Clubraum dient als mögliche Wärmequelle - Raumheizung, während Infrarotpaneele im Obergeschoss als temporäre Heizung dienen. Die Aufbauten von Wänden und Decken der Aufstockung sowie der Dachaufbau sind ausreichend wärmegedämmt und entsprechen den gültigen Anforderungen.
Statement des Bauherrn Yachtclub Rheindelta zur Sanierung und Aufstockung des Clubheims
Die Sanierung und Aufstockung unseres Clubheims war ein Meilenstein in der Geschichte des Yachtclub Rheindelta. Unter der Leitung unseres Präsidenten, Dietmar Salzmann, haben wir dieses anspruchsvolle Projekt erfolgreich realisiert, um den Anforderungen unserer Mitglieder und insbesondere unserer Nachwuchssegler gerecht zu werden.
Ausgangslage und Motivation
Der dringende Bedarf an funktionalen Räumlichkeiten war der ausschlaggebende Grund für die Aufstockung unseres Clubheims. Es fehlten grundlegende Infrastrukturen wie Umkleiden, Sanitäranlagen und Ausbildungsräume, die nicht nur für die Ausbildung unserer jungen Segler essentiell sind, sondern auch jedem Clubmitglied zugutekommen. Unser Ziel war es, nicht nur diese Defizite zu beheben, sondern auch ein modernes und zugleich in die Natur integriertes Gebäude zu schaffen, das dem Anspruch unseres Clubs gerecht wird.
Zusammenarbeit mit der Architektin
Mit der Architektin Carmen Schrötter-Lenzi fanden wir eine äußerst kompetente und engagierte Partnerin, die von Beginn an unsere Vision teilte. Ihre Fähigkeit, die besonderen Herausforderungen dieses Projekts zu meistern und innovative Lösungen zu entwickeln, beeindruckte uns sehr. Die Abstimmung zwischen Bauherrschaft und Architektur verlief äußerst harmonisch und zielgerichtet. Frau Schrötter-Lenzi schaffte es, die Funktionalität und Ästhetik in einem anspruchsvollen Umfeld perfekt zu verbinden.
Herausforderungen im Bauprozess
Das Projekt war von einer Vielzahl an Herausforderungen geprägt, die wir gemeinsam bewältigt haben:
- Raumplanung: Die Integration in eine Landschaft, umgeben von Naturschutzgebiet, dem Bodensee, einer Schiffswerft, und anderem, erforderte viel Geschick in der Planungsphase und einiges an Abstimmungen, um alle Interessen wahren zu können.
- Naturschutz: Als Bauherren in unmittelbarer Seenähe war es uns ein besonderes Anliegen, den Eingriff in die Natur so gering wie möglich zu halten.
- Geologie: Die Beschaffenheit des Untergrunds stellte uns vor erhebliche Fundierungsprobleme, die unsere geotechnische und statische Begleitung mit Bravour lösten.
- Eingliederung in die Landschaft: Die Architektur sollte sich harmonisch in die Umgebung einfügen und dennoch moderne Akzente setzen.
Eigenleistungen der Mitglieder
Ein besonderes Merkmal dieses Projekts war das enorme Engagement unserer Mitglieder. Durch Eigenleistungen wie Abbrucharbeiten, Sicherung des Bestands und Unterstützung bei weiteren Bauphasen konnten wir nicht nur die Kosten senken, sondern auch den Zusammenhalt innerhalb des Clubs stärken. Diese kollektive Anstrengung war für den Erfolg des Projekts von unschätzbarem Wert.
Ergebnis
Das fertiggestellte Clubheim übertrifft unsere Erwartungen in jeder Hinsicht. Die neuen Räumlichkeiten bieten optimale Bedingungen für unsere Nachwuchsarbeit und tragen wesentlich zur Attraktivität unseres Clubs bei. Die gelungene Verbindung von Funktionalität, Nachhaltigkeit und Ästhetik macht unser Clubheim zu einem Vorzeigeprojekt, das weit über die Region hinaus Beachtung findet. Da das Clubheim zum überwiegenden Teil nur im Sommer genutzt wird, wurde auf den Einbau einer klassischen Heizung verzichtet. Ein Energieausweis, welcher Wettbewerbsbestandteil ist, wurde deshalb nicht erstellt.
Fazit
Wir sind stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben, und äußerst dankbar für die Zusammenarbeit mit Frau Schrötter-Lenzi sowie das Engagement unserer Mitglieder. Die Sanierung und Aufstockung unseres Clubheims ist ein eindrucksvolles Beispiel für Baukultur, die Funktionalität, Ökologie und Gemeinschaftssinn verbindet. Wir freuen uns, dieses Projekt im Rahmen des Hypo Bauherrnpreises bzw. Baukulturpreises präsentieren zu dürfen.
Bauherr/in: Yachtclub Rheindelta
Architektur: Arch. Carmen Schrötter-Lenzi
Fotografie: Dietmar Walser
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