EINE KREISLAUFFÄHIGE
DENK.WERK.STATT
Die Revitalisierung des ehemaligen landwirtschaftlichen Wirtschaftsgebäudes stellt eine beispielhafte Symbiose aus Bestandserhalt, nachhaltiger Materialwahl und innovativer Umnutzung dar.
Das Projekt zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie durch eine gekonnte Transformation einer einst agrarisch geprägten Struktur ein inspirierender Arbeitsort entstehen kann, der sowohl den Bedürfnissen eines Architekturbüros als auch einer Leuchtenmanufaktur gerecht wird. Mit gezielten Eingriffen sind neue räumliche Qualitäten entstanden, die den ursprünglichen Charakter des Gebäudes bewahren und zugleich eine eigenständige Identität schaffen, die aus der Vergangenheit schöpft, ohne von ihr dominiert zu werden. Wo einst Kühe standen, werden heute Lichtlösungen in einer Gipsmanufaktur gefertigt; wo landwirtschaftliche Maschinen lagerten, ist nun über zwei Geschosse eine offene Bürostruktur entstanden, die den großzügigen Raumeindruck der ursprünglichen Scheune bewahrt. Der vorgesetzte Wintergarten fungiert als kommunikative Schnittstelle und trägt gleichzeitig als natürliche Klimapufferzone zur energetischen Effizienz des Gebäudes bei. Durch seine geschickte Integration wird er zu einem lebendigen Element des Arbeitsalltags, einem Raum für Begegnung, Austausch und Erholung.
Die Verwendung lokaler, ökologischer Materialien wie Stroh, Lehm und Schafwolle überzeugt und ermöglicht eine Bauweise, die weitgehend kreislauffähig ist. Die ehemalige Scheune, einst Lager für Heu und Stroh, wurde konsequenterweise mit Strohballen gedämmt und mit Lehmputz aus der eigenen Baugrube veredelt. Der geschliffene Stampflehmboden, der als „Lehmterrazzo“ eine hohe ästhetische Qualität besitzt, betont die handwerkliche Sorgfalt, mit der das Gebäude umgestaltet wurde.
Durch den gezielten Einsatz von Materialien, eine effiziente Energienutzung und die Wertschätzung bestehender Strukturen setzt
dieses Projekt einen überzeugenden Maßstab für das Bauen im Bestand im ländlichen Raum. Es zeigt, dass Innovation nicht im radikalen Neuen, sondern im intelligenten Umgang mit dem Bestehenden liegt. Die Verbindung von Tradition, Nachhaltigkeit und Ästhetik macht dieses Projekt zu einem relevanten Beitrag für eine zukunftsfähige Baukultur im Bregenzerwald – ein Aspekt, den die Jury mit einem Preis würdigt.
JURYMITGLIED
STEPHAN BIRK
Bauherrschaft: Georg Bechter
Architektur: Georg Bechter
Standort: Hittisau
Fotografie: Adolf Bereuter, Gerhardt Kellermann, Kurt Hoerbst
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