Peterhof, Alpe Furx
1. SHORT PROJECT DESCRIPTION
Die Tourismusanlage Peterhof, Alpe Furx besteht aus einem Haupthaus samt Restaurant (Peterhof) und zehn Chalets (Alpe Furx) in Zwischenwasser (Vorarlberg, Austria) mit phantastischem Blick auf die Alpen gelegen. Alle Gebäude zeichnet ein hochwertiges Raumprogramm aus, welches beste Perspektiven mit optimaler Privatheit verbinden. Für den Bau wurde der Werkstoff Holz verwendet, um eine besonders angenehme Atmosphäre bieten zu können. Die elf Gebäude wurden zu einer räumlich einfühlsamen Siedlung zusammengefasst. Das Motto dafür: Städtebau findet auch auf dem Land statt
Das Spannungsverhältnis zwischen lokalen Bautraditionen und Materialien und moderner Interpretation macht den Neubau des Peterhofs, Alpe Furx zu einem denkwürdigen Beitrag zur architektonischen Qualität in den Alpen.
2. KEY PROJECT DETAILS
Der Bauherr Patrick Schmid und seine Familie wollten einen ehemaligen Alpengasthof fit für die Zukunft machen. Wie sehr den Bauherren die Qualität am Herzen lag, zeigt allein ein Umstand: Für die Planung wurde ein privater Wettbewerb ausgeschrieben, den Baumschlager Eberle Architekten gewonnen haben.
Der Wunsch der Bauherren war es, die Besonderheiten des Ortes hervorzuheben. Seine Schönheit und sein Panorama auf die nahen Berge. Darüber hinaus sollten die Chalets einen ausgezeichneten Komfort bieten. Dazu gehören Balkon und Terrasse sowie die Außenbadewanne. Aber auch auf Traditionen wurde Rücksicht genommen. Ein Kamin im Inneren ist einer der klassischen Vermittler von Atmosphäre. Auch das Restaurant am Fuße der Siedlung wurde vom Bauherrn gewünscht, um hier im Grünen einen Ort der Kommunikation zu schaffen. Großzügig dimensioniert, können hier Hochzeiten und Feiern stattfinden. So entstand ein neuer sozialer Knotenpunkt in einer Region mit wenig Infrastruktur.
Es gab behördliche Vorschriften zum Ortsbild, die eingehalten wurden. Diese betrafen vor allem die Größe und die Einbindung in die Topographie. Und natürlich mussten die Kosten eingehalten werden.
Bewusst wurden nur regionale Materialien verwendet. Die Gebäudehüllen sind aus Lärchenschindeln gefertigt. Für Decken und Wände wurde Weißtanne verwendet, für den Boden robuste Esche und für die Einbaumöbel gebeizter Ahorn. Auf diese Weise wurde ein Spiel zwischen maximalen Farbkontrasten und sanften Übergängen im Innenraum inszeniert.
Es war nur logisch, dieses nachhaltige Material auch für die Konstruktion im Obergeschoss zu verwenden. Eine massive Holzrahmenkonstruktion - ohne Leim! - wurde hier ganz klassisch eingesetzt. Wo die Häuser am Hang liegen, wurde Stahlbeton verwendet. Der weitaus größere Teil der Konstruktion wurde mit leimlosem Holz realisiert.
3. HOW DOES THE PROJECT SHOWCASE INNOVATION
Das Projekt ist ein wesentlicher Beitrag zum Thema Bauen in den Alpen. Obwohl es klein dimensioniert ist, zeigt es wesentliche Grundzüge des Umganges mit dem Alpenraum. Dieser ist heute charakterisiert durch Zersiedelung und überdimensionierten Tourismusgebäuden, die nur noch klischeehafte Abziehbilder einer vergangenen Bautradition darstellen. Das neue Projekt bedient sich nun der genuinen Möglichkeiten der Architektur, um die positiven Traditionen der Vergangenheit aufzugreifen und zukunftsfähig zu machen. Vorrangig ist dabei der sorgsame Umgang mit der Ressource Land, die Konstruktion und Wahl der Materialien sowie die Botschaft der Gebäude.
Der sorgsame Umgang mit dem Gelände hat im Alpenraum oberste Priorität. Daher wurden die Chalets möglichst knapp zueinander gestellt. Das Hauptgebäude mit dem Restaurant wurde teilweise ins Gelände integriert. Platz wurde gespart, mehr aber noch: Die Zukunft des Zusammenlebens wurde neu interpretiert. Es ist eine kleine, städtebaulich kluge Siedlung entstanden, die über ein Wegnetz verbunden ist und über eine räumliche Mitte verfügt. Städtebau findet auch auf dem Land statt. Diese Idee der Siedlung findet sich in traditionellen Ortskernen wieder, hier wurde es auf die Bauaufgabe bezogen neu interpretiert.
Bauen für die Region als Hauptthema der Tourismusanlage bedeutet auch regionale Bauweisen und Materialien eingesetzt. Diese Vorgangsweise führt zur Reduktion der Grauen Energie, zeugt von Identität und ist im hohen Maß nachhaltig, weil das verwendetet Material wiederverwendet werden kann.
Architektur ist mehr als nur Bauen, Architektur vermittelt Botschaften. Hier auf der Alpe Furx wurden die elementaren Mittel des Mediums eingesetzt: Licht, Geometrie und Material. Die Reduktion auf das wesentliche findet statt, der sorgsame Umgang mit den Möglichkeiten, liegt aber auch in der Tradition des Gebietes. Die Botschaft könnte also lauten: Die Zukunft der Vergangenheit.
Das Projekt ist INNOVATIV durch die Synthese aller Elemente, die das Beste aus den vorhandenen Möglichkeiten herausholen. Es zeigt auch, wie künftig mit einem sensiblen Lebensraum umgegangen werden soll.
4. HOW IS THE DESIGN BENEFICIAL
Learning from Peterhof, Alpe Furx:
Zuerst einmal war es wichtig, eine Synthese aller Planungskonzepte zu erreichen, die nützlich sind und auf die Bauaufgabe abgestimmt werden. Integratives Entwerfen bedeutet die Entscheidungen korrekt zu fällen und in einer Hand, nämlich der des Architekten, zu bündeln. Wie überall auf der Welt, ist der Städtebau die wichtigste Komponente, um das Zusammenleben der Menschen im positiven Sinn zu beeinflussen. Im Alpinen Raum mit seinem geringen Siedlungsflächenanteil ist die Herausforderung, Städtebau zu realisieren umso größer. Die Kompaktheit der Anlage, die Schaffung eines topografisch abgestimmten Wegenetzes, die Optimierung der Blickperspektiven, die Differenzierung von Öffentlichkeit und Privatheit sind wichtige Parameter, um positive Parameter für das Miteinander der Menschen zu schaffen.
So einfach auch die Chalets und das Haupthaus auch aussehen mögen, durch den Städtebau und die Architektur erhalten sie eine Komplexität im Räumlichen, die ihresgleichen sucht. Bei den Chalets ist es die wahrnehmbare Dreidimensionalität im Inneren. Beim Restaurant des Haupthauses ist es der stützenfrei Raum, der von Nischen begleitet wird, sodass hier Öffentlichkeit und Privatheit einander begegnen. Raumfluss, bewusste Schwellen und die Übergänge zwischen Innen und Außen lassen eine Choreografie des Zusammenlebens entstehen.
Die Chalets sind typologisch betrachtet, kleine Wohnhäuser, die nicht nur temporär genützt werden können. Einer optionalen Verwendung als Wohnhäuser steht nichts im Wege. Ihre Konstruktion aus kleberfreiem Vollholz ist für eine Wiederverwendung des Materials optimal, es könnte also von der Abbruchstelle verkauft werden. Aber so weit ist es noch nicht. Materielle und ideelle Langlebigkeit der Architektur sind die Grundlagen für eine effiziente Nachhaltigkeit. Die Kompaktheit der Baukörper mit der absoluten Reduktion der Fassadenöffnungen, auch beim Haupthaus, reduzieren die Energieaufwendungen, welche durch Erdsonden und Wärmepumpen generiert wird. Auch im Bereich der Grauen Energie leistet die Anlage hervorragendes. Peterhof , Alpe Furx wurde zu mehr als 90 Prozent von regionalen Unternehmen, mit heimischen Holz errichtet. Das bedeutet kurze Anfahrtszeiten und ein Materialeinsatz eines Werkstoffes, der in Österreich mehr nachwächst als er verwendet wird.
Bauherr/in: Karlheinz Schmidt
Architektur: be Baumschlager Eberle Architekten
Fotografie: Albrecht Schnabel
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