Gemeindeamt Zwischenwasser
Der Baukörper des Gemeindeamts markiert mit seiner prägnanten Architektur der 30er Jahre über Generationen das Zentrum von Muntlix, einem der drei Ortsteile der Gemeinde Zwischenwasser. Seine identitätsstiftende Erscheinung ist über die 80 Jahre seines Bestehens zu einem wichtigen Teil der kollektiven Wahrnehmung des Ortszentrums geworden. Das Gebäude ist daher, unabhängig von seinem bauhistorischen Wert, als für die Gemeinde besonders wertvoll einzuordnen.
Die Bausubstanz war bestens erhalten und die Tragstruktur des Hauses bot die nötige Flexibilität um das Haus wirtschaftlich an die heutigen Bedürfnisse eines Gemeindeamts anzupassen. Obwohl das Gebäude nicht unter Denkmalschutz stand, und nur eine geringfügige Kostenersparnis zu erwarten war, wurde entschieden es zu erhalten und seine ortsbauliche Bedeutung, sowie seine äußere Erscheinung nicht wesentlich zu verändern.
Im Inneren wurde das Gebäude in geschossweise getrennt nutzbare Nutzungsbereiche gegliedert und räumlich sowie technisch auf die heutigen Bedürfnisse abgestimmt. Durch das Absenken des bislang ca. 120 cm über dem Gelände liegenden Erdgeschosses auf Straßenniveau, konnte eine schwellenlos erreichbare Bürgerservicestelle mit maximaler Präsenz am Ort und unmittelbarer Bürgernähe geschaffen werden. Durch die Neuordnung der unterschiedlichen Funktionsbereiche in enger Zusammenarbeit mit den Angestellten der Gemeinde, konnten effektivere Arbeitsabläufe und neue Arbeitssynergien ermöglicht werden. Ebenso wurde eine Fremdnutzung der Räume im Dachgeschoß sowie eines Praxisraumes im Erdgeschoß, über eine getrennte Erschließung ermöglicht. Die Fassade des Hauses blieb weitgehend unverändert. Die Putzoberfläche wurde ertüchtigt, die bestehenden Fenster wurden erneuert (selbe Bauart, jedoch 3‐fach verglast). Die neuen Fenster wurden als schwarze Stufenglaskonstruktionen und bewusst zum Altbestand kontrastierend gestaltet, um die bauliche Entwicklung des Gebäudes ablesbar zu machen.
Im Erdgeschoß wurde in Richtung Süden über den großen Fenstern kleine Vordächer als Low‐Tech‐Sonnenschutz angebracht. Es sollte vermieden werden, dass Augenkontakte zwischen Bürgerbüro und Platz nicht durch geschlossene Jalousien unterbrochen werden. Das hätte der eigentlichen Idee der Geschoßabsenkung entgegen gewirkt.
In der Planung des Außenraumes wurde besonderes Augenmerkt auf die Stärkung des Öffentlichen Raums gelegt. Es sollte ein kleiner Platz geschaffen werden der, unabhängig von den Öffnungszeiten des Hauses, zum Verweilen einlädt und das Zentrum belebt. Durch die Verschmälerung der Fidelisgasse und die Anordnung neuer Möblierungselemente am Platzrand und in Fahrbahnnähe, wurde eine Senkung der Geschwindigkeit des Fahrzeugverkehrs erreicht.
Da die Fassade eine Außendämmung ohne grobe formale Verluste nicht zuließ, wurde das Gebäude innen gedämmt. Zur Anwendung kamen Kalziumsilikatplatten, die raumseitig mit einem Lehmverputz versehen wurden. Auf eine Dampfsperre konnte somit verzichtet und der Wandaufbau diffusionsoffen und pufferfähig gehalten werden.
Im Zuge des Umbaus wurden im viel frequentierten Bürgerinformationsbüro und in den Gangbereichen (aufgrund der Bodenabsenkung und Entfernung von Wänden konnte der bestehende Boden nicht erhalten werden) ein robuster Industrieboden in Form eines Magnesitestrichs eingebracht. Ansonsten wurde im Innenausbau vor allem heimisches Weißtannenholz verwendet. Der Einsatz des Materials Holz folgt der geschoßweisen Staffelung der Funktionen und dem jeweiligen Grad an Intimität: Im Erdgeschoß (Bürgerbüro mit Laufkundschaft) wurde lediglich die Einrichtung in Weißtannenholz gefertigt. Im Obergeschoß (Mitarbeiterbüros, Besuche auf Anmeldung) wurden auch Boden und Decken der Aufenthaltsräume in Holz verkleidet. Im Dachgeschoß (Chorproberaum und Sitzungssaal) wurden die Räume zur Gänze in Weißtanne ausgebaut bzw. eingerichtet.
Bauherr/in: Gemeinde Zwischenwasser
Architektur: HEIN architekten
Fotografie: David Schreyer, Wörgl
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