Freiraumplanung Öamtc
Freiraumkultur am frequentierten Standort
Projektbeschreibung
Profil
Projektinitial war der Neubau der ÖAMTC Landeszentrale am Kreisverkehr Dornbirn West. In einer zweiten Etappe sollte dann der Parkplatz neu gestaltet werden. Im Bewusstsein um den Mehrwert freiräumlicher Qualität vergleichbar exponierter Standorte entschloss sich die Bauherrschaft zur Beauftragung eines Bepflanzungsplanes. Entwickelt wurde schließlich ein umfassender Planungsbeitrag mit anspruchsvoller Gehölz- und Staudenverwendung, Biodiversitätsdach und Wildgehölzsaum samt typischer Geophytenflureiner; insgesamt als klimaresiliente Konzeption. Zusätzlich wurden Aufenthaltsbereiche mit individuellen Möbeln eigens für diesen Standort entwickelt.
Pflanzenverwendung
Im Süden der Anlage strukturieren Stauden-Gräserpflanzungen die Parkplätze, zum Kreisverkehr hin entwickelt die Pflanzung über großzügige Drifts echte Strahlkraft. Das Farbspektrum ist in Gelbtönen gehalten, wobei hier Aspekte von Austrieb, Blüte und Herbstfärbung berücksichtigt wurden. Weiß- und dunkelrot blühende Arten lockern das Farbkonzept auf, ebenso begründen Vertikalaspekte von Gräsern und einzelnen Staudenarten eine spielerisch-freie Antwort auf ein funktional-nüchternes Parkraumkonzept. Blüten tanzen zwischen den Parkplätzen, darüber entwickeln Solitäre von Gleditsia triacanthos flirrende, gelbgrüne Lichtspiele.
Sozialisation
Östlich des Gebäudes lag ursprünglich nur ein schmaler Streifen mit Abstandsgrün zur Unteren Roßmähder Straße hin. Im Zuge der freiräumlichen Gestaltung entstand hier ein kommunikatives Möbel, bepflanzt mit Stauden und Gräsern sowie ergänzt um einen kleinen Radparkplatz. Dieser Aufenthaltsbereich referenziert sowohl zum Haupteingang gleich ums Eck als auch zum nahen Fußgängerübergang und wird von Kunden besonders gut angenommen. Ein weiteres Freiraummöbel mit Bepflanzung und Radparken wurde südlich am Gebäude realisiert, dieses ist ein beliebter Pausentreffpunkt für die Mitarbeiter aus Büro und Werkstatt.
Biodiversität
Auf dem Dach der Werkstätten wurden 620 m² Begrünung als Biodiversitätsdach mit Totholz- und Steinhaufenaspekten realisiert. Mit ihrer Einsehbarkeit vom Bürotrakt aus findet selbst diese Fläche großen Zuspruch. Insgesamt identifizieren sich die Mitarbeiter am Standort mit der neuen Gestaltung, u.a. verfolgen sie anhand eines Blüh- und Herbstfärbungskalenders die jahreszeitlichen Aspekte der rund 11.066 Staudenund Gräserpflanzen auf dem Areal. Auf dem Parkplatz am ÖAMTC wird nicht überpflegt, auch der Herbst darf Einzug halten, Pflanzengesellschaften ihre farbenfrohen Feste feiern. Ästhetik und Biotopfunktion werden eins.
Statement Auftraggeber
"Unser Projekt am Stadtrand von Dornbirn zeigt, wie aus einem funktionalen Parkplatz eine kleine, grüne Oase entstehen kann. In sehr positiver Zusammenarbeit mit der Landschaftsarchitektin Maria-Anna Moosbrugger haben wir inmitten eines eher schwierigen Umfelds einen Ort der Begegnung und ökologischen Vielfalt geschaffen. Das positive Feedback von Mitarbeitenden, Nachbarn und Besucher:innen bestätigt uns darin, dass dieser Schritt ein Gewinn für alle ist." Direktor Mag. Michael Kubesch | ÖAMTC Vorarlberg
Statement Landschaftsarchitektin
"Mit diesem Projekt setzen die Auftraggeber mutig einen neuen Maßstab für überraschend grüne Freiräume. Freiraumqualität gewinnt an Straßen, auf Parkplätzen, an Betriebsstandorten. Alltagslandschaften bedürfen einer grünräumlichen Gestaltung. Das bringt großen Mehrwert für Menschen und Mitwelt. Mitarbeiter kommen an, identifizieren sich. Biodiversität wird. Das Unternehmen zeigt sein besonderes Profil, entgegen der Bedeutungslosigkeit von Raum."
Maria Anna Schneider-Moosbrugger | Landschaftsarchitektin
Land Rise | Portfolio
DI Maria-Anna Schneider-Moosbrugger gründete 2002 das Landschaftsarchitektur- und Raumplanungsbüro Land Rise mit der Vision, zukunftstaugliche Außenräume zu schaffen, die Begegnungen, Sozialisierung und gemeinschaftliches Engagement fördern – und Menschen emotional ansprechen. Lebensraumqualität für Menschen und Mitwelt, eine ökologisch verträgliche Herangehensweise und ein ästhetischer Anspruch gehören zu den Hauptanliegen. Das Team besteht derzeit aus fünf Mitarbeiterinnen, die die Bereiche Landschaftsarchitektur, Raumplanung und Biodiversitätskonzepte abdecken. Mit Sitz in Egg (Bregenzerwald) setzt das Unternehmen Projekte unterschiedlicher Größenordnung in ganz Vorarlberg um.
„Die Natur hat viele Antworten auf die Anforderungen, die mit Klimaveränderungen einhergehen. Sie lehrt mich das Stillsein, das Beobachten und Wahrnehmen. So entstehen lebendige Lösungen und Konzepte, die mit der Lebenswelt wachsen.“
Maria Anna Schneider-Moosbrugger | Landschaftsarchitektin
Anspruch
Baukörper und Freiflächen zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden, ist Aufgabe der Landschaftsarchitektur. Dabei kommen das umfassende Fachwissen und die vielfältige Projekterfahrung zum Tragen, um nachhaltige, zweckmäßige und ansprechende Lösungen zu finden.
Ziel ist es, die Lebensqualität künftiger Nutzer:innen – Menschen, Tiere und Pflanzen – bestmöglich zu gewährleisten. Ihre Anliegen haben Priorität. So entstehen aufeinander abgestimmte Natur- und Gebäudeelemente, die eine Gesamtheit bilden.
Ein besonderes Anliegen ist die Gestaltung von Spiel-Erlebnis-Räumen, die für Kinder wichtige Lernumgebungen darstellen. In diesen Räumen können Kinder Natur und Elemente in einem geschützten Umfeld entdecken.
Bauherr/in: Öamtc
Architektur: Maria-Anna Schneider-Moosbrugger
Fotografie: Petra Rainer, Maria-Anna Schneider-Moosbrugger
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